Ich heiße Markus Kreuzberger, bin 49 Jahre, habe 3 Jungs im Alter von 15, 13 und 10 Jahren. Ich bin verheiratet mit meiner Frau Simone, die auch Gemeindereferentin ist- wir haben uns im Studium kennengelernt und wurden gemeinsam im Jahr 2000 gesendet- wie das Leben so spielt ... Seit meiner Kindheit war ich in meiner Heimatgemeinde zunächst als Ministrant, dann im Zeltlager und in der Firmvorbereitung engagiert, schließlich dann auch als Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat. In meiner ehrenamtlichen Zeit habe ich schon einige engagierte Gemeindereferentinnen und Referenten kennengelernt, trotzdem wäre mir im Traum nicht eingefallen, diesen Beruf auch zu wählen.
So begann ich nach dem Abitur zunächst, Geschichte zu studieren. Der Tod eines mir sehr nahe stehenden Menschen brachte mich allerdings dazu, meine Situation für mein Leben neu zu überdenken. Ich wollte mit Menschen zu tun haben, statt Bücher wälzen, wollte auch etwas von dem Glauben, der mich in dieser schwierigen Zeit getragen hatte, weitergeben- und so machte ich mein Hobby zum Beruf, was ja ganz oft keine gute Idee ist, lässt doch die freizeitmäßige Begeisterung für eine Sache sich oft nicht „eins zu eins" in eine professionelle Beschäftigung übertragen. Bei mir stellte sich aber erfreulicherweise kein „Abnutzungseffekt" ein: Bis heute übe ich meinen Beruf sehr gerne aus- zwar nicht mehr ganz so enthusiastisch, aber doch weitgehend mit einer inneren Zufriedenheit und Freude, die natürlich auch manche Enttäuschung und Ernüchterung überstehen muss. Bei aller Routine aber gibt es noch viele Bereiche in meinem Beruf, die mich immer wieder erfüllen: Die Arbeit in der St. Mariengemeinde in Griesheim in einem Pfarrteam, wo jeder seine Stärken einbringen darf und neue Ideen ausprobiert werden können; eine Gemeinde, die mitzieht und sich auf neue Wege in der Pastoral einlässt; wenn aus einem scheinbar unmotivierten Haufen Jugendlicher eine interessierte Firmgruppe wird; wenn am Altar sonntags teilweise 20 Ministranten und mehr mitdienen; wenn man in einem Trauergespräch oder nach einer Beerdigung spürt, dass man den Trauernden wirklich beistehen konnte, usw....Bei auch mancher Gleichförmigkeit in den Abläufen des Kirchenjahres- „Was denn, schon wieder Weihnachten?"- ist doch die Fülle der unterschiedlichen Aufgaben und der Begleitung der Menschen immer wieder auch Herausforderung und Anlass, neu über die eigen Rolle und das Berufsbild nachzudenken und es weiterzuentwickeln. Schwer fällt mir im Moment, das gebe ich offen zu, dass der christliche Glaube im Allgemeinen und die katholische Kirche im Besonderen in der Öffentlichkeit so negativ dargestellt, ja sogar angefeindet wird. Manche Kritik ist sicher berechtigt, aber oft wird die Kirche aus einer undifferenzierten diffusen Ablehnung heraus negativ und einfältig in der öffentlichen Meinung und ohne je persönlich mit einer Gemeinde vor Ort Kontakt gehabt zu haben, gesehen. Dieser Tendenz nicht nur in der beruflichen, sondern auch bis in privaten Gesprächen bis hin zum engsten Freundes und Familienkreis entgegenzuwirken, kostet Kraft und erzeugt manchmal ein Gefühl, gegen Windmühlen anzukämpfen. Da ist es auch wichtig, sich seiner spirituellen und mentalen Stützpfeiler bewusst zu werden. Mk 12, 30-31 ist mir dabei zur Grundlage meines Lebens geworden:
„Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."
Wenn es mir gelingt, diese drei Eckpunkte in einen Rhythmus zu bringen, wenn ich immer wieder darauf achte, welchen Platz ich Gott, meinen Mitmenschen aber auch meinen eigenen Bedürfnissen einzuräumen vermag, dann habe ich eigentlich alles verstanden, worum es als Christ geht. Es ist meines Erachtens in unserem Beruf eine große Herausforderung, die eigenen Bedürfnisse und Beziehungen im privaten Freundes und Familienkreis mit den Anforderungen in der Gemeinde in Einklang zu bringen und sich auch immer Zeiten der Besinnung und des Ausgleiches freizuräumen. Neben den Gottesdiensten sind das für mich auch gute Gespräche mit lieben Menschen (vor allem meiner Frau, meinen Kindern und Freunden) , Zeit in der Natur- ich fahre Mountainbike und gehe Bogenschießen, und gutem Essen- ich grille leidenschaftlich gerne. An guten Tagen (es ist, weiß Gott nicht immer der Fall) kann ich dann auch in all diesen Tätigkeiten eine Spur Gottes entdecken und ich empfinde tiefe Dankbarkeit für mein Leben und meine Arbeit.
So kann ich bis jetzt nach 17 Jahren im Dienst sagen: „Ich bin gerne Gemeindereferent".