Dieses Jahr steht ganz im Zeichen von Corona, selbst der Urlaub, die heilige Kuh der Deutschen, konnte nicht wie gewohnt am Strand eines tropischen Paradieses oder am Pool eines Kreuzfahrtschiffs erlebt werden. Viele entdeckten dafür die Schönheiten ihrer eigenen Heimat wieder und lernten erneut das eigene Umland zu schätzen.
Da macht die Meldung hellhörig, dass der diesjährige 1. Preis der Wilhelm-Emmanuel von Ketteler-Stiftung in Mainz an ein Projekt geht, das sich „Urlaub ohne Koffer“ nennt. Dieser Preis wird seit 2005 an besonders gelungene karitative und soziale Arbeit im Bistum Mainz vergeben.
Für die Jury war es ein Projekt, dass sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzt und bestätigte ihm „einen niedrigschwelligen Ansatz, von dem Familien in hohem Maße profitieren.“ Dafür wurde es mit 3000 Euro gefördert.
Schon seit 2012 gibt es diese Initiative der Pfarrgemeinde St. Walburga in Groß-Gerau. Initiatorin ist die Gemeindereferentin Irmgard Jahn. Die Idee zu diesem Projekt, das sich besonders an einkommensschwache Familien richtet, entstand aus ihrer unmittelbaren Erfahrung mit Arbeitslosen, die sich angesichts knapper Geldbeutel einen Urlaub nicht leisten konnten.
Unterstützt wird das Projekt seit vielen Jahren durch den Caritasverband Offenbach, Christine Müller vom Caritaszentrum Rüsselsheim ist die langjährige Mitstreiterin. Mit an Bord sind natürlich auch noch ehrenamtliche Helfer, die mit Herzblut, Ideen und Vergnügen das Projekt unterstützen.
Konkret geht es einmal jährlich um kostenlose Tagesausflüge für einkommensschwache Familien und alleinstehende Personen. In den ersten beiden Wochen der hessischen Sommerferien werden ca. 6 verschiedene „Auszeiten“ bzw. Tagesausflüge angeboten. So stehen Besuche im Tierpark, im Spaßbad und Museen, ebenso Ausflüge zu Burgen, Parks und besonderen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, aber auch Grillfeste oder gemeinsame Picknicks, ein gelungener Mix aus Natur und Kultur für alle Altersgruppen.
Das Ziel des Projektes ist es, die Isolation der Einzelnen aufbrechen, und ihre Teilhabe am sozialen Leben anzuregen. Ein erster Schritt ist dabei das Kennenlernen von Schicksalsgenossen. Daraus sind durchaus schon hilfreiche Kontakte, ja sogar Freundschaften entstanden. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Aspekt, dass das Projekt auch als vertrauensbildende Maßnahme dient, die z.B. Beratungen vereinfachen kann. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Bildungsferne aufgelöst und Neugier gefördert wird.
Dieses Projekt zeigt auf, dass auch eine konsumunabhängige Freizeitgestaltung möglich ist.
Was die Teilnehmer des Projektes seit Jahren erfahren, haben viele Zweitgenossen in diesem Jahr erst wieder gelernt, es gibt viel zu sehen und zu staunen, ohne große Kosten und mit viel Vergnügen hier, in unserer eigenen Heimat.