Schmuckband Kreuzgang

Grundzüge einer idealen Verfassung bei Aristoteles

Dr. Bruno Langmeier, Würzburg

Athen (c) Pixabay
Athen
Datum:
Termin: Mittwoch, 03.04.19 - 19:00
Ort:
Haus am Dom Mainz
Liebfrauenplatz 8
55116 Mainz

Die Vorträge sollen Themen und Fragen für die Zeit vom 7. bis zum 5. Jahrhundert in Griechenland behandeln. Sie geben Einblicke in eine Vorstellungswelt, die am Anfang unserer abendländischen Kultur- und Religionsgeschichte steht.

Kostenbeitrag: 3 € pro Abend

Wege in die Welt der Antike

Die vier Vorträge beschäftigen sich mit Formen der Herrschaft: mit der Demokratie im antiken Athen und mit den Vorstellungen, die die Philosophen Platon und Aristoteles über den Staat entwickelt haben, schließlich mit der aktuellen Frage, wie der Staat mit dem Problem des Asyls umgegangen ist. Im 5. Jahrhundert v. Chr. ist in Athen die Demokratie eingeführt worden. Die Bürger entschieden in Volksversammlungen über alle wichtigen Fragen, über Krieg und Frieden, Gesetze und den Haushalt, und sie forderten Rechenschaft von ihren Beamten. Volkssouveränität, der jährliche Wechsel von Regierenden und Regierten, Gleichheit vor dem Gesetz, Chancengleichheit, Freiheit in der Lebensgestaltung und das Recht auf freie Rede waren die Grundpfeiler der Verfassung. Wie funktionierte das? Ist das ein auf moderne Verhältnisse übertragbares Modell? Sokrates (479-399) stand dem System kritisch gegenüber. Er war der Meinung, dass man das politische Geschäft Fachleuten überlassen sollte. Platon (429-349) hat den Gedanken weitergeführt. Er hat die Demokratie abgelehnt und der Überzeugung Ausdruck verliehen, dass „es kein Ende der Übel geben werde, nicht für die Staaten und nicht … für die ganze Menschheit, wenn sich nicht politische Macht und philosophische Weisheit vereinten“. Sein Staatsmodell ist in der Geschichte der Rezeption kontrovers diskutiert, auch heftig als autoritär abgelehnt worden, insbesondere von dem österreichischen Philosophen Karl Popper (1902-1994). Aristoteles (384-322) war gemäßigter als Platon. Der demokratische Staat müsse, lehrte er, einen starken Mittelstand haben, er dürfe weder in die Hände der ganz Reichen noch in die der ganz Armen fallen. Beides müsse mit geeigneten Maßnahmen verhindert werden. Aischylos (525/4-455/54) hat in den „Hiketiden“, den „Schutzflehenden“, einer 463 aufgeführten Tragödie, das Problem dargestellt, vor das sich ein verantwortungsvoller Politiker gestellt sieht, wenn er weiß, dass seine Hilfe zugleich Gefahren für die eigene Bevölkerung heraufbeschwört. Vielleicht regen uns die Überlegungen dazu an, über unser Verhältnis zu unserem demokratischen Rechtsstaat nachzudenken.

 

Bitte beachten Sie den letzten Termin in dieser Reihe. 

 

Mittwoch, 22. Mai 2019
Der Konflikt zwischen Staatsräson und Menschlichkeit in der antiken Tragödie
OStD i. R. Dr. h.c. Kurt Roeske, Mainz