Schmuckband Kreuzgang

Von Schongauer bis Grünewald

Vom Weg der deutschen Kunst in die Renaissance

Wikimedia common, Lucas Cranach d.Ä., Kardinal Albrecht von Brandenburg als Hieronymus, 1525, Hessisches Landesmuseum Darmstadt. (c) © HLMD, Foto: Wolfgang Fuhrmannek.
Wikimedia common, Lucas Cranach d.Ä., Kardinal Albrecht von Brandenburg als Hieronymus, 1525, Hessisches Landesmuseum Darmstadt.
Datum:
Termin: Mittwoch, 10.11.21 - 19:00
Art bzw. Nummer:
Kunsthistorische Vortragsreihe: „Altdeutsche“ Kunst an Rhein, Main und Donau
Von:
Dr. Andreas Thiel, Bad Soden
Ort:
Erbacher Hof Mainz
Grebenstr. 24
55116 Mainz

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Verachtet mir die Meister nicht, / und ehrt mir ihre Kunst! (Richard Wagner, Meistersinger, III. Akt)
Während in Italien die Renaissance um 1500 am Höhepunkt anlangt, verharrt man nördlich der Alpen scheinbar in den Stilformen der Spätgotik. Doch die Kunst entwickelt sich im Dialog mit Italien und ist mitnichten als unterlegen angesehen. Sowohl am kaiserlichen Hof Maximilians wie an den Residenzen der Fürsten zwischen Halle, Wittenberg, Augsburg, Nürnberg, Köln, Mainz oder Basel wirken zahlreiche Meister, die zur sog. „altdeutschen“ Kunst gerechnet werden. Der Oberrhein mit Straßburg als geistigem Zentrum gilt als ein Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der spätgotischen Kunst. Bedeutende Namen wie Martin Schongauer (1445/50–1491) oder Matthias Grünewald (1475/80–1530) mit seinen hochdramatischen Altarbildern sind zu nennen. Die frühe Druckgraphik Schongauers war für Albrecht Dürer ein Anlass, den künstlerischen Austausch mit ihm zu suchen. In Mainfranken arbeitet zeitgleich, nicht aber in einer Werkstattgemeinschaft mit Malern, Tilmann Riemenschneider (1460–1531) in Würzburg. Bei aller Einzigartigkeit der Meisterhand wird der enge Bezug zu Malerei und Druckgraphik deutlich. Ein wenig abseits, aber kaum weniger einflussreich, steht die Gestalt Albrecht Altdorfers (1480–1538), einer der wichtigsten Vertreter der sog. „Donauschule“ im Raum Regensburg. In der Zeit der Reformation und Konfessionalisierung mit großen geistigen und sozialen Umwälzungen stammen die Auftraggeber sowohl aus dem Adel wie aus dem aufstrebenden Bürgertum; es stehen weltliche und geistliche Auftraggeber in Konkurrenz. So ist z.B. Lukas Cranach der Ältere (1472–1553), seit 1505 am Hof von Wittenberg tätig, imstande auch als „freier“ Unternehmer zu handeln. Dabei erschafft er sowohl eine neue, „evangelische“ Bildsprache wie auch – für Kardinal Albrecht von Brandenburg – traditionelle Werke. Die drei Akademieveranstaltungen (vgl. S. xx) legen Fährten, knüpfen Verbindungen und öffnen im besten Falle die Augen für verborgene Gemeinsamkeiten jenseits der Zeitgenossenschaft zwischen Spätgotik und Renaissance.