Jugendwerk Brebbia und Borromäusverein

Datum:
Di. 3. Nov. 2020
Von:
Martin Göbel
Karl Borromäus wurde in Arona geboren, einem kleinen Städtchen am Südwestende des Lago Maggiore. Arona ist ca. 30 Autominuten von Brebbia entfernt. Der Heilige Carlo Borromeo ist der prägende Heilige der ganzen Gegen um das Jugendwerk Brebbia herum. Er hat die heiligen Berge (Sacri Monti) in der Zeit der Gegenreformation gefördert. Hierzu hatte die Fortbildungsabteilung schon vor ein paar Jahren eine Veranstaltung im Jugendwerk Brebbia. Die Inseln, welche von unseren Gästen gerne besucht werden liegen in der sog. Borromäischen Bucht - so prägend und namensgebend ist hier die Familie der Borromäer. Sowohl kulturell, als auch spirituell prägen die Borromäer (insgesamt kamen bis heute vier Kardinäle aus dieser Familie) die Gegend und die Frömmigkeit der Region.
Guido Schröer ist Geschäftsführer des Borromäusvereins Deutschland. Auch dieser Verein bezieht sich in seinem Namen auf den heiligen Karl.

1. Was ist der Borromäusverein und was macht er?

Der Borromäusverein ist der Dachverband für 2.200 Katholische Öffentliche Büchereien in Deutschland. Wir rezensieren pro Jahr 4000 Bücher und andere Medien in unserer Zeitschrift medienprofile, die die Büchereien zur Grundlage nehmen, Bücher in ihrer Bücherei anzuschaffen. Daneben bilden wir Büchereimitarbeiterinnen in unseren KiBüAss-Kursen zu kirchlichen Büchereiassistentinnen aus. Unsere Zeitschrift BiblioTheke gibt vierteljährlich einen Überblick über aktuelle Büchereithemen. Außerdem sind wir mit drei Ebook-Verbünden auch im digitalen Medienbereich unterwegs. 
 
2. Wie begeht der Borromäusverein sein großes Jubiliäum?
Das Jubiläum 175 Jahre Borromäusverein wird coronabedingt nächstes Jahr im alten Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn mit einem Literaturgottesdienst, einer Podiumsrunde aus ehrenamtlichen Büchereimitarbeiterinnen, die über ihre ganz unterschiedlichen und vielfältigen Aktivitäten berichten, sowie Musik und Kabarett gefeiert werden. Unser neuer Titel ist dann 175 Jahre Plus. Denn wir blicken nicht nur zurück, sondern gerade auch nach vorne. Außerdem machen wir im November 2021 eine Pilgerfahrt zu den Stätten von Karl Borromäus am Lago Maggiore und nach Mailand.
 
3. Wer war Karl Borromäus für Sie?
Karl Borromäus lebte in einer kirchengeschichtlichen Umbruchzeit. Das Mittelalter war vergangen. Die Renaissance, in der sich in Kunst, Wissenschaft und Philosophie ein neues Lebensgefühl herausgebildet und von mittelalterlichen Bindungen emanzipiert hatte, stand in Blüte. Die bekannte Welt wurde größer, als der Genuese Christoph Kolumbus die Neue Welt entdeckte. Martin Luther stieß die Reformation an. Die katholische Kirche selbst hielt ihr eigenes Reformkonzil ab, das Konzil von Trient. 
Karl Borromäus stand ein kirchliches Leben mit allen Annehmlichkeiten, wie es damals für Privilegierte in der Renaissance vielfach üblich war, offen.
1562 starb Karls Bruder Federico. Federicos Tod erschütterte Karl sehr. Der Mann, dem die Kirchenwelt mit ihrer ganzen Macht und allem Prunk offenstand, hatte jetzt einen anderen Blickwinkel. Karl Borromäus macht die Ignatianischen Exerzitien. Sein Ziel jetzt: echter Seelsorger werden, Verantwortung für die Seelen tragen und ein „guter Hirte“ zu sein.
Er reformierte die Priesterbildung und die Seelsorge und stellte Missstände in seiner Diözese ab. Schon früh sammelte Karl Borromäus junge Talente in seiner Akademie, der er den illustren Namen „Vatikanische Nächte“ gab und in der man sich klassischer Bildung im Sinne der Renaissancekultur und später auch theologischer und geistlicher Themen widmete. Für die neue Zeit der Kirche nach dem Konzil von Trient wurden neue Priester gebraucht, die gut ausgebildet waren und bei denen nach Karl Borromäus´ Wunsch Leben und Verkündigung eins sein sollten.
Das fast völlige Fehlen der Predigt in der Kirche der damaligen Zeit bewirkte nach Borromäus´ Erkenntnis im Volk Unwissenheit und Verwirrung in religiösen Dingen. Karl begann nach seiner Bischofsweihe intensiv mit der Verkündigung des Evangeliums. Der Jesuit Valerio Adorno schreibt über Karl: „ Sonntags und an den Festtagen predigte er zum Volk. (…) In der Fastenzeit sprang er auch für einen verhinderten Prediger ein.“ Solches war vollkommen untypisch für einen Bischof der damaligen Zeit in Italien. Bischöfe predigten nicht und schon gar nicht wären sie für einen verhinderten Prediger eingesprungen. Das wäre unter ihrer Würde gewesen.   
Karl Borromäus war ein Mensch der Kommunikation: er stand in andauerndem Austausch von Informationen mit vielen Menschen innerhalb und außerhalb seiner Diözese, beriet bei Problemen, gab Anregungen und scheute auch nicht vor Tadel zurück.
Für mich war er also ein Mensch, der für die Kirche und die Menschen brannte und in seiner Zeit ein absolutes Vorbild, wie ein Kirchenmensch sein sollte.