Statement von Bischof Peter Kohlgraf

Pressekonferenz zur „Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches im Bistum Mainz“

Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz
Bischof Peter Kohlgraf
Datum:
Mi. 30. Sep. 2020
Von:
Bischof Peter Kohlgraf

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Sie alle wissen: Die Katholischen Kirche in Deutschland befindet sich in einem Umbruch. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ich nenne den Vertrauensverlust vieler Menschen zur Kirche nach dem Aufdecken des Missbrauchsskandals. Ich nenne den Wandel hin zu einer säkularen Gesellschaft, seit Jahrzehnten schwindet die Bindung zur Kirche. Wir sehen das an sinkenden Mitgliederzahlen: Allein von 2018 auf 2019 sind wir im Bistum Mainz fast 16.000 Katholikinnen und Katholiken weniger geworden. Eine Umkehrung dieses Trends kann ich nicht beobachten. Und das bedeutet langfristig auch, dass die finanzielle Tragfähigkeit der Diözese Mainz erheblich sinken wird.

2019 hat das Bistum Mainz unter meiner Leitung den Pastoralen Weg begonnen, um dieser veränderten Situation Rechnung zu tragen. Wir wollen uns für die Zukunft verantwortungsvoll aufstellen. Dabei ist auch deutlich geworden, dass das viefältige Engagement der Kirche in den unterschiedlichen Feldern der Gesellschaft im bisher gewohnten Umfang nicht mehr möglich sein wird. Die Institution Kirche wird kleiner - an Mitgliedern, an finanziellen Mitteln und auch an Menschen, die sich für ein christliches Profil engagieren wollen. Es ist jetzt unsere Aufgabe, der Kirche im Bistum Mainz im Rahmen des Pastoralen Weges ein Gesicht zu geben, das in diese Zeit passt.

Angepasst an seine finanziellen und personellen Möglichkeiten werden wir im Bistum Mainz Schwerpunkte bilden und Aufgaben neu gewichten. Hingewiesen sei an dieser Stelle darauf, dass neben den Kirchenaustritten auch die allgemeine demografische Entwicklung und die aktuelle Entwicklung der Finanzmärkte unsere finanzielle Tragfähigkeit mindern. Wir werden künftig also sparsam mit unseren Kirchensteuermitteln umgehen müssen. Das bedeutet: Es werden Einschnitte in allen Bereichen des kirchlichen Lebens notwendig sein, die schmerzhaft sind. Dieser Abschied von bisher Gewohntem und Selbstverständlichem wird schwer werden. Dessen bin ich mir bewusst.

Nun gehen wir einen ersten Schritt. Wir beabsichtigen, unseren Schulbereich sowie den Bereich unserer Tagungshäuser neu aufzustellen. Das hat folgende Konsequenzen: Um beide Bereiche in gewohnt stabiler und professioneller Weise führen zu können, wird sich das Bistum von einigen Schulen und Tagungshäusern verabschieden müssen. Bei fünf unserer 18 katholischen Schulen soll die Trägerschaft nicht fortgeführt, bei einer die Konzeption verändert werden. Derzeit sind wir in Gesprächen zur Übernahme der Trägerschaften. Auch wollen wir drei Tagungshäuser des Bistums Mainz schließen, gleichzeitig aber die übrigen Tagungshäuser stärken und profilieren. Welche Schulen und Tagungshäuser betroffen sind, werden Ihnen Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz und anschließend auch Bildungsdezernent Gereon Geissler und Seelsorgedezernent Hans Jürgen Dörr erläutern.

Wie gesagt: Es sind schmerzhafte Einschnitte, die wir auf verschiedenen Ebenen des Bistums vornehmen müssen. Sie sind nicht zuletzt schmerzhaft für unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den betroffenen Einrichtungen. Aber eines ist klar: Unsere Pläne entwerten nicht rückwirkend ihre Arbeit. Denn ich weiß, dass sie über viele Jahre hinweg sehr gute Arbeit geleistet haben. Und dafür danke ich ihnen ganz ausdrücklich. Wir sind bemüht, gemeinsam mit ihnen und den Mitarbeitervertretungen gute Lösungen für die Zukunft zu finden. Seien sie dessen versichert.

Aber gleichzeitig gehen wir mit dieser Neustrukturierung einen Weg, der unvermeidlich ist. Und gerade mit Blick auf die mittel- und langfristige Entwicklung der Kirche ist dies ein verantwortungsvoller Weg: Denn wir gestalten den Wandel unserer Kirche. Wir gestalten die Zukunft unseres Bildungs- und Tagungsbereiches zu einer Zeit, in der wir noch gestalten können. Und nicht erst dann, wenn uns fehlende finanzielle Mittel dazu zwingen. Mit der Neustrukturierung schaffen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten eine gute und tragfähige Zukunft für die verbleibenden Schulen, und unser Tagungsbereich erhält durch die Konzentrationsprozesse eine stabile Perspektive.

Heute geht es konkret um Schulen und Tagungshäuser, aber der Wandel, den wir im Rahmen des Pastoralen Weges gestalten, betrifft alle Bereiche. Ich nenne die Zusammenführung der 134 Pastoralen Einheiten zu 50 Pfarreien. Ich nenne die Einführung eines Zweckverbandes für unsere Kindertagesstätten. All das sind weitere Veränderungen, die auf uns zukommen. Einsparungen gibt es bereits etwa bei den Zuweisungen für Caritas und Pfarreien, ebenso durch den Wegfall der Verbeamtungen im Bistum Mainz.

Und lassen Sie mich an dieser Stelle auch eines sagen, was mir als langjährigem Religionslehrer und Schulseelsorger ganz besonders wichtig ist: Die Umgestaltung unserer Schullandschaft bedeutet keinen Abschied von Kindern und Jugendlichen. Die Schulpastoral und der Religionsunterricht bleiben wichtige Begegnungsorte der Kirche mit Kindern und Jugendlichen. Zudem ist das Bistum Mainz bestrebt, die verbleibenden Schulen als lebendige Kirchorte noch stärker zu profilieren und in die allgemeine Seelsorge zu vernetzen. Ebenso bedeutet der Abschied von Tagungshäusern nicht den Abschied aus diesen pastoralen Feldern - wie der gesellschaftspoltischen Arbeit, der Arbeit für Kinder, Jugendliche und Familien oder der Exerzitienarbeit. Wir führen sie an anderen Orten mit neuer und geeigneterer Struktur weiter.

 

Mehr Informationen zum Thema auf: bistummainz.de/bildung-strukturwandel