„So hat er es mir erzählt“

Dorota Nowakowska, Tochter eines Auschwitz-Überlebenden, berichtet im Haus des Erinnerns Mainz vom Schicksal ihres Vaters

Dorota Nowakowska mit Übersetzer Aaron Blüm und ZuhörerInnen im Haus des Erinnerns (c) Stephanie Roth
Dorota Nowakowska mit Übersetzer Aaron Blüm und ZuhörerInnen im Haus des Erinnerns
Datum:
Do. 30. Jan. 2020
Von:
S. Roth

Dorota Nowakowska, geb. 1954, ist die Tochter des Auschwitz-Überlebenden Jacek Zieliniewicz, der viele Jahre lang als Zeitzeuge im Bistum Mainz zu Gast war. Zieliniewicz, geb. 1926 in Polen, wurde 1943 verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. 1944 wurde er in das KZ Dautmergen bei Rottweil in Württemberg transportiert, wo die Lebensbedingungen für die Häftlinge dramatisch schlecht waren: Als er im März 1945 während des Todesmarsches von französischen Truppen befreit wurde, wog Zieliniewicz nur noch 38 kg.

Frau Nowakska mit Begleiterinnen und dem Porträt ihres Vater (c) Stephanie Roth
Frau Nowakska mit Begleiterinnen und dem Porträt ihres Vater

Er kehrte nach Polen zurück, arbeitete als Ingenieur und gründete eine Familie. Seinen beiden Töchtern erzählte er zunächst nichts von seiner Zeit im KZ, erst bei einem gemeinsamen Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz 60 Jahre nach Kriegsende erfuhren sie vom Schicksal ihres Vaters. Jacek Zieliniewicz verstarb im Mai 2018 im Alter von 92 Jahren. Seine Tochter Dorota Nowakowska setzt nun die Arbeit ihres Vaters fort. Sie möchte die Erinnerung an sein Schicksal weitergeben – für ihn Zeugin sein.

Frau Nowakowska lebt in Bydgoszcz, Polen, und reist regelmäßig nach Deutschland, um in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen von ihrem Vater zu berichten. Begleitet wird sie dabei von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Maximilian-Kolbe-Werks und des Bistums Mainz.

Bei ihrem Besuch im Januar 2020 sprach Frau Nowakowska im Haus des Erinnerns vor SchülerInnen der Berufsbildenden Schule Mainz, des Kettler-Kolleg Mainz und einer Gruppe junger Erwachsener im Christlichen Orientierungsjahr. Darüber hinaus begleitete sie ihre Freundin Alodia Witaszek-Napierała, die ebenfalls als Zeitzeugin zu Gast war, zur Vernissage der Ausstellung „Deutsch machen“: Kinderraub der Nazis in besetzten Gebieten der Ökumenische Arbeitsgruppe "Gedenktag 27. Januar", die am 22.01. in der Christuskirche stattfand, und traf bei dieser Gelegenheit Landtagspräsident Hendrik Hering und Präses Dr. Ulrich Oelschläger, die sich die Zeit nahmen, beide Zeitzeuginnen persönlich kennen zu lernen.

Schließlich berichtete Frau Nowakowska an der Universität Mainz vom Schicksal ihres Vater. Bei dieser Gelegenheit überreichte ihr Birgit Feldmann ein Porträt, das sie von Jacek Zieliniewicz gemalt hat. Organisiert wurde der Besuch in Kooperation mit dem Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz, das an alle Opfer der nationalsozialistischen Diktatur erinnert und als Lernort mit seinem umfangreichen Programm Schulklassen und allen interessierten Gruppen und Einzelpersonen offen steht.

Weiterführende Links:

Haus des Erinnerns: www.haus-des-erinnerns-mainz.de

Ausstellung „Deutsch machen“: Kinderraub der Nazis in besetzten Gebieten: 
https://bistummainz.de/weltkirche/aktuell/termine/veranstaltung/Gedenktag-fuer-die-Opfer-des-Nationalsozialismus-2020/?instancedate=1579712400000