Trauer um die Zeitzeugin Ruta Wermuth-Burak

Ruta Wermuth-Burak (1.1.1928 - 24.4.2021) (c) Maximilian Kolbe Werk
Ruta Wermuth-Burak (1.1.1928 - 24.4.2021)
Datum:
Fr. 30. Apr. 2021
Von:
Alois Bauer/ Stephanie Roth/ Katja Steiner 

Das Maximilian-Kolbe-Werk und das Team der Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz trauern um Ruta Wermuth-Burak. Die Holocaust-Überlebende starb am 24. April 2021 im Alter von 93 Jahren in Lubawka/Polen. Viele Jahre engagierte sich Ruta Wermuth-Burak als Zeitzeugin für das Maximilian-Kolbe-Werk und das Bistum Mainz und legte unermüdlich ihr Zeugnis ab. Tausenden jungen Menschen in Deutschland hat sie ihre berührende Geschichte erzählt und sie dazu ermutigt, aus der Vergangenheit zu lernen.

 

Die Lebensgeschichte von Ruta Wermuth-Burak ist eine bewegende Dokumentation jüdischen Leidens in der Zeit des Dritten Reiches. In ihr verdichten sich zahlreiche Aspekte des nationalsozialistischen Terrors: Ghetto, Deportation, Flucht, Zwangsarbeit in Deutschland und schließlich die jahrzehntelange Suche nach dem totgeglaubten Bruder Salek.

Ruta Wermuth-Burak wurde am 1.1.1928 als jüngstes von drei Kindern einer jüdischen Familie in Kołomyja im Südosten Galiziens (heute Ukraine) geboren. Ihr Leidensweg begann Ende 1941 im Ghetto ihrer damals polnischen Heimatstadt. Ihr Leben hätte im September 1942 im Vernichtungslager Bełżec geendet. Doch auf dem Weg nach Bełżec gelang es Rutas Eltern, die morsche Waggonwand des Deportationszugs aufzubrechen. Das 13-jährige Mädchen wurde von ihren Eltern aus dem Zug geworfen und überlebte. Es folgte eine Odyssee durch Galizien, bis sie schließlich als Zwangsarbeiterin in Deutschland in der kleinen Stadt Rülzheim in der Pfalz den Krieg überstand. Die Eltern und der Bruder Paweł wurden ermordet. Von ihrem Bruder Salek verlor sich jede Spur. Ruta Wermuth-Burak suchte ihn jahrzehntelang. Erst 1994, nach 53 Jahren, fanden sich die Geschwister wieder. Salek lebte in Großbritannien und war schon schwer krank. Den Geschwistern blieben nur noch zwei Jahre, um sich zu begegnen.

Ruta Wermuth-Buraks Geschichte endete nicht 1945. Die traumatischen Kindheits- und Jugenderfahrungen blieben unauslöschlich. Als Fluch und Segen zugleich bezeichnete sie einmal das Weiterleben. Ihre Lebensgeschichte hat sie in dem Buch "Im Mahlstrom der Zeiten" veröffentlicht. Darin schreibt sie: "Ich glaube, so ergeht es allen Überlebenden: Das Letzte, das Schlimmste ist nicht mitteilbar"

Viele Jahre engagierte sich Ruta Wermuth-Burak als Zeitzeugin für das Maximilian-Kolbe-Werk und das Bistum Mainz und legte unermüdlich ihr Zeugnis ab. Tausenden vor allem jungen Menschen in Deutschland hat sie ihre bewegende Geschichte erzählt und sie dazu ermutigt, aus der Vergangenheit zu lernen, um eine friedliche Zukunft zu gestalten. 2005 hatte sie zum ersten Mal an einer Zeitzeugenbegegnung im Bistum Mainz teilgenommen und kam in den Folgejahren immer wieder. Zuletzt war sie 2015 bei uns im Bistum zu Besuch: Am 27. Januar sprach sie vor dem rheinland-pfälzischen Landtag anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus.

Mit Ruta Wermuth-Burak ist ein großartiger Mensch von uns gegangen. Wir trauern um sie und danken Ruta Wermuth-Burak für ihr Engagement gegen das Vergessen. Wir sind sehr dankbar, dass wir sie kennenlernen konnten und so oft bei ihren Aufenthalten im Bistum Mainz begleiten durften. Dabei haben wir sie immer als eine sehr warmherzige, kluge Frau erlebt, die alle mit ihrem wundervollen Humor und ihrem Mut beeindruckt hat.

Sie wird uns als eine großartige Persönlichkeit in Erinnerung bleiben und wir werden ihre Geschichte mit Respekt und Dank bewahren.

Sie wird uns fehlen. In unseren Herzen und in unserem Gebet wird sie weiter bei uns sein. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie. 

 

 

Website Maximilian-Kolbe-Werk