Etwas Warmes, Liebes, Hoffnungsvolles liegt in diesem Wort „Heimgang“

Mariä Himmelfahrt, Samstag, 15.8. 2020

Marienaltar (c) Bistum Mainz
Marienaltar
Datum:
Sa. 15. Aug. 2020
Von:
Domkapitular Dr. Franz-Rudolf Weinert

Schwestern und Brüder!

Wir haben in unserer deutschen Sprache ein schönes Wort für das Sterben eines Menschen; wir sprechen vom „Heimgang“. „Er/Sie ist heimgegangen“.

Etwas Warmes, Liebes, Hoffnungsvolles liegt in diesem Wort „Heimgang“.

Wenn wir Christen heute an das Sterben der seligen Jungfrau Maria denken, dann können und wollen wir gar nicht anders, als ihr Sterben als ihren „Heimgang“ zu bezeichnen, der Heimgang Mariens.

So auch die orthodoxe Kirche, die mit uns dieses Fest begeht; dort heißt es: Fest der Entschlafung, lat.: Dormitio, Heimgang der Gottesmutter Maria.

Das Sterben Mariens, ihr Heimgang, geschah wie der eines jeden Menschen; sie musste durch das dunkle Tor des Todes gehen.

Aber die Todespforte ist wie in Licht getaucht und hat nichts Erschreckendes für sie.

Ihr Sterben ist ein Heim-gehen, ein Heim-kommen und ein Nahe-kommen.

Ein Heim-kommen zu ihrem Kind, ihrem geliebten Sohn Jesus, und ein Heim-kommen zum Dreifaltigen Gott.

Und so stellen es viele Bilder dar: Vater, Sohn und Heiliger Geist nehmen Maria in Empfang und krönen sie.

Doch ihr Sterben ist nicht nur ein Heim-kommen zum dreifaltigen Gott, es ist auch ein Nahe-kommen zu uns, ihren Kindern auf Erden.

Mit ihrem Heimgang kommt sie uns noch näher. Sie kommt heim und wir erhalten eine Mutter!

Nun ist ihre Stunde gekommen; mit ihrem Eingang in den Himmel beginnt auch ihre himmlische Wirksamkeit.

Wir können sie nun bitten, in allen Anliegen, und unzählige Menschen tun das, ich auch.

Dabei ist gleich, welches Bild von Maria wir vor Augen haben: das Bild der Maria von Lourdes, von Fatima, der Maria von Guadeloupe oder Tschenstochau. Es ist immer die gleiche Maria, wir sehen sie in 1000 Bildern ausgerückt.

Maria freut sich, wenn wir vertrauensvoll zu ihr kommen, uns im Gebet an die wenden, zu ihr beten. Sie ist unsere himmlische Mutter und als Mutter tritt sie bei ihrem Sohn gerne für uns ein, damit alles, was geschieht, zum Heil unserer Seelen dient.

Wir können uns an sie wenden, wie wir das vielleicht auch mit einem lieben heimgegangen Menschen tun: Ehepartnern, Eltern, Geschwistern, Freunde.

Wir können es, weil die Menschen, die in Gott sterben, nicht tot sind; sondern bei Gott leben und uns zugewandt sind.

Sie sehen uns „von der anderen Seite“, die sie schon erreicht haben.

Und sie haben den Wunsch, uns, die Heimkommenden, zu ermuntern, zu stärken und zu trösten.

So scheint an diesem fröhlichsten alle Liebfrauentage mit dem Heimgang der seligen Gottesmutter das strahlende Ziel auch unseres Lebens auf, unser Heimgang zu Gott.

Wir schauen heute von Ferne das gelobte Land, das auch wir einmal betreten werden

und aus dem das Bild der Gottesmutter zu uns herüberschaut, wo sie nun zu Hause ist, wo sie lebt als Königin des Himmels.

Wir besingen sie in Liedern, wir freuen uns an ihr und beten vertrauensvoll zu ihr als unsere Mutter und Königin.

Heute, an ihrem Festtag mit den Worten des Salve Regina:

„Sei gegrüßt o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne, unsre Hoffnung, sei gegrüßt!

Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; zu dir Seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.

Wohl an, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu,

und nach diesem Elend zeigt uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes. O Gütige, o Milde, oh süße Jungfrau Maria!“