Palmzweig, Osterfeuer und das Schweigen der Glocken

Das Osterfest kennt eine Fülle von Bräuchen.

Kreuzverehrung
Kreuzverehrung
Datum:
Do. 18. Apr. 2019
Von:
Franz-Josef Weinert

Zu Beginn der Heiligen Woche (Karwoche) ist es Brauch, den am Palmsonntag im Gottesdienst gesegneten Palm-, oder Buchszweig zu Hause ans Kreuz zu stecken. Palmen gelten als Zeichen des Sieges, die grünen Blätter als Zeichen des Lebens, das für Christen von Kreuz und Auferstehung kommt

Die Glocken schweigen

Von Gründonnerstagabend an bis zur Osternacht schweigen in katholischen Kirchen die Glocken, was der Volksmund sich bekanntlich so erklärt: ´sie fliege nach Rom, um Reisbrei oder Buttermilch zu trinke´. Hintergrund des Brauches ist jedoch der bewusste akustische Verzicht an den Tagen des Trauerfastens Karfreitag und Karsamstag.

Bereits der heilige Bonifatius (8. Jh.), ehemals Erzbischof von Mainz, bezeugt die germanische Sitte des „Frühlings“/Osterfeuers, was bis dahin in Rom unbekannt war. Der Brauch wurde übernommen, neu gedeutet und so beginnt die Feier der Osternacht mit der Segnung des neuen Feuers, um an ihm die neue, große Osterkerze zu entzünden. Mit kleinen Osterkerzen feiern die Gläubigen diesen bedeutendsten Gottesdienst des Jahres, nehmen das Licht mit nach Hause, um es beim Ostermahl weiter zu brennen oder damit die Grablichter auf den Gräbern der Verstorbenen zu entzünden.

Zinsabgaben in Form von Eiern, Geflügel und auch der Hase gehörte schon mal dazu

Weil Ostern früher ein alter Zinstermin war, gaben Bauern ihren Herren, den Besitzern der Länderreihen, ihre Zinsabgabe; Naturalien in Form von Eiern, Geflügel und auch der Hase gehörte schon mal dazu. Aber nicht der Hase, das (rote) Osterei, wurde im Christlichen zum greifbaren, essbaren Symbol an Ostern. Nach einer alten Legende soll die Jüngerin Maria Magdalena dem Kaiser Tiberius damit die Auferstehungsbotschaft verdeutlicht haben. Als bekannt wurde, dass Jesus nicht mehr im Grab war, habe sie dem Kaiser ein rotes Ei gereicht und gesagt: „Christus ist auferstanden!“. Das Ei, die Schale, als Symbol für das Grab oder den Sarg und gleichzeitig für das Leben, das in ihm erwacht. Die rote Farbe symbolisiert das Blut Christi.Die Sitte, in der Fastenzeit auf Milch und Eierspeisen (Laktizinien) zu verzichten, gab den Anlass zum Färben und Segnen der Ostereier. Das älteste bunte Osterei fand man in einem römisch-germanischen Steinsarg aus dem 4. Jahrhundert in Worms. Die Segnung von Osterspeisen geschieht auch heute am Ende der Osternachtfeier.

Dass an Ostern häufig Lammfleisch auf den Tisch kommt oder ein süß gebackenes Osterlämmchen, geht auf eine alte Übertragung (Typologie) zurück: das Lamm soll an Christus, das wahre Osterlamm erinnern. Und so lautet die Einladung zum Kommunionempfang dieser Tage: „Christus ist unser Osterlamm, darum kommt und haltet Festmahl, Halleluja."

„Jetzt grünet, was nur grünen kann, die Bäum zu blühen fangen an“

heißt es in einem Osterlied Friedrichs von Spee. Ähnliches gilt vom Blumenschmuck in den Kirchen: waren während der Österlichen Busszeit keine Blumen in den Gotteshäusern zu finden (außer am 4. Fastensonntag Lätare), erstrahlt an Ostern das floral geschmückte Gotteshaus in österlichem Glanz und holt das aufsprießende Leben der Natur (Osterglocken, Forsythien) in Kirchen und Häuser.

Wasser spendet Leben

Der geschmückte Taufbrunnen in der Kirche St. Quintin (c) FJ Weinert
Der geschmückte Taufbrunnen in der Kirche St. Quintin

Seit alters wird in der Osternacht das Taufwasser geweiht und die heilige Taufe gespendet. Auch wenn keine Taufe stattfindet, nehmen die Gläubigen gesegnetes „Osterwasser“ mit nach Hause, um sich damit zu bekreuzigen. In manchen Orten ist es Brauch, an Ostern die Brunnen als „Osterbrunnen“ zu schmücken, wie z.B. in Mainz-Marienborn.

Nach Emmaus gehen

Am Ostermontag ist es schließlich Brauch, wie die Jünger im Evangelium des Tages, einen „Emmaus-Spaziergang“ zu machen und am Ende des Weges gastlich einzukehren. In der Mainzer Neustadt weist noch das Straßenschild „Emausweg“, darauf hin. „No´ Emmaus gehe“ war der Inbegriff einer Mainzer Gepflogenheit, am zweiten Osterfeiertag von der Altstadt in die Neustadt zu „wallen“, und dort irgendwo gemütlich einzukehren.