Das Weihnachtsfest und die folgenden Tage der Weihnachtsoktav nehmen ganz verschiedene Facetten der Geburt Jesu auf. Die heutige Liturgie nimmt mit dem Fest der Unschuldigen Kinder auf den Kindermord von Bethlehem Bezug, wie ihn der Evangelist Matthäus schildert – als einen grausamen Tötungsbefehl eines tyrannischen Despoten, der vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu sichern.
Gott, durch die Geburt deines Sohnes, zeigst du uns, wie sehr du die Welt liebst. Du wartest mit Deinem Kommen in die Welt nicht, bis sie perfekt ist. Du willst Heil in einer unheilen Welt.
Dein Sohn – Jesus – wurde in eine unheile Welt hineingeboren – damals und heute. Von der Ohnmacht des Kindes bis zur Ohnmacht am Kreuz zieht sich ein roter Faden durch das Leben Jesu – die Ohnmacht der Liebe ist der Weg zum Heil.
Du kennst uns und du weißt um uns: mit unsrer Freiheit vermögen wir Großartiges – aber auch abgrundtief Schreckliches!
Gerade wenn es um Macht geht, lauert die Versuchung, sie zu missbrauchen. Die Geschichte zeigt, zu welcher harten Brutalität Menschen fähig sind, um sich ihrer Macht zu vergewissern.
Ich bitte Dich an diesem Tag heute:
Hilf uns, mehr und mehr sensibel zu werden für die Gefahren der Macht auch in unsrer Kirche. Hilf uns, ehrlich und genau hinzusehen, welche Strukturen den Missbrauch von Macht fördern.
Hilf uns, nicht nur mit moralischen Appellen sondern mit nachhaltigen Veränderungen dem Missbrauch der Macht gerade den Schwächsten, den Kindern gegenüber vorzubeugen.
Hilf uns, ehrlich und aufrichtig aufzudecken, was an Missbrauch geschehen ist. Hilf uns, nicht stumm und tatenlos in Kauf zu nehmen, wenn jemand behauptet, die Dinge seien nun einmal so, wie sie sind.
Gib uns mutige Propheten, die den Finger in die Wunden legen, auch wenn man sie nicht gerne hört.
Gib uns den Mut, der Ohnmacht der Liebe zu vertrauen und der bloßen Macht des Stärkeren zu widerstehen. Gib uns in allem deinen Heiligen Geist zu einer guten Unterscheidung.