BDKJ und BJA trauern um Altbischof Karl Kardinal Lehmann

Karl Kardinal Lehmann 1936 - 2018

Karl Kardinal Lehmann (c) Simone Brandmüller / BDKJ Mainz
Karl Kardinal Lehmann
Datum:
Di. 13. März 2018
Von:
SB
Karl Kardinal Lehmann bei der Einweihung des Jugendhauses Don Bosco (c) Simone Brandmüller / BDKJ Mainz
Karl Kardinal Lehmann bei der Einweihung des Jugendhauses Don Bosco

Ein Bischof mit großem Herzen, wachem Verstand und einem Gespür für die Anliegen der Menschen.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und das Bischöfliche Jugendamt (BJA) trauern um den verstorbenen Altbischof Karl Kardinal Lehmann. 


Wir trauern mit dem gesamten Bistum und vielen Menschen weit über die Grenzen des Bistums und der katholischen Kirche hinaus um Karl Kardinal Lehmann. Er führte seit 1983 bis zu seiner Emeritierung 2016 unser Bistum. Kardinal Lehmann stand für eine im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils erneuerten Kirche: nahe bei den Menschen und den Herausforderungen der Zeit, dialogbereit und in großer katholischer Weite.

 

Er ließ sich nicht verbiegen und blieb in erfrischender Weise und für viele vorbildlich unangepasst: er scheute nicht das mutige Wort und bezog Stellung in vielen gesellschaftlichen Diskursen: In Erinnerung bleiben uns nicht zuletzt seine Positionierungen zur Friedensethik, zu Fragen der Menschenwürde und sozialen Gerechtigkeit sowie zur Bewahrung der Schöpfung. Er war ein gefragter Ansprechpartner für Politiker/innen, Wissenschaftler/innen und Kulturschaffende und ohne Zweifel eine der meistgeachteten Stimmen der deutschen katholischen Welt. Fest auf den Fundamenten des Evangeliums und der katholischen Tradition stehend spurte er der Kirche des Bistums und der Kirche Deutschlands Wege hin zur gesellschaftlichen Anschlussfähigkeit. Als überzeugter Katholik war es ihm ein Lebensanliegen, wo immer möglich in ökumenischer Verbundenheit Stellung zu beziehen und die Gemeinsamkeiten der christlichen Konfessionen zu betonen. 

 

Zugleich warb er innerkirchlich für einen Katholizismus jenseits von Burgenmentalität und fundamentalistischer Verengungen. In seine Zeit fielen unter anderem die Königsteiner Erklärung  zur Frage der Empfängnisregelung (1968), die Würzburger Synode (1971-1975) mit ihrem Anliegen, die Kirche in Deutschland zu erneuern sowie der Streit um die Schwangerenkonfliktberatung. Sein Plädoyer für eine an der jeweiligen Situation und der Gewissensentscheidung der Betroffenen orientierten Seelsorge bleibt unvergessen. Diese Themen und die von ihm entwickelten Positionen brachten ihn immer wieder auch in Konflikte mit Rom, der Glaubenskongregation und den Päpsten. Karl Lehmann suchte nie die Auseinandersetzung um der Auseinandersetzung willen, blieb loyal, scheute aber auch nicht das klare Wort, wenn es seiner Überzeugung nach zu Fehleinschätzung kam und wesentliche theologische und pastorale Perspektiven keine Berücksichtigung fanden. Er erlebte Bestätigungen und Niederlagen - und blieb auch in der Niederlage unbeirrt in der Liebe zu seiner Kirche. 

 

Bischof Kohlgraf würdigte seinen Vorgänger am vergangenen Samstag als einen Glücksfall für das Bistum und die Kirche in Deutschland und als Bischof, der vielen etwas zu sagen hatte - mit seinem unverwüstlichen Humor, tiefer Menschlichkeit und großer Glaubenskraft. Kohlgraf zeigte sich berührt von der fast familiären Verbundenheit und Anteilnahme so vieler Menschen mit dem Altbischof. Viele der Spuren, die der Verstorbene in seiner 33jährigen Amtszeit gelegt und in die Fundamente des Bistum eingeschrieben habe, würden wohl erst im Laufe der Zeit noch als Zukunftswege für unsere Kirche und unser Bistum fruchtbar werden. 

 

Die Jugendarbeit unsere Bistums verdankt dem langjährigen Mainzer Bischof viel. In erster Linie danken wir ihm für sein Vertrauen in die Jugend. Es zeigte sich in vielen Begegnungen bei den alljährlichen Firmlingstagen, bei Treffen mit Verbandsjugendlichen, auf Visitationen, bei Diskussionsrunden, auf Bistumsfesten und diözesanen Jugendtagen. Es zeigte sich in der Ernennung der Weihbischöfe zu Bischofsvikaren der Jugend und in seiner Zustimmung zum Neubau des Bischöflichen Jugendamtes am Fort Gonsenheim. Es zeigte sich darin, bei den unumgänglichen Sparmaßnahmen im Jugendbereich die Argumente der für diesen Bereich Verantwortung Tragenden zu hören und zu abgewogenen Entscheidungen zu kommen. So sind wir dankbar, dass wir unsere Jugendzentralen erhalten und so auch weiterhin in der ganzen Breite des Bistums katholische Jugendarbeit gestalten konnten.  Es zeigte sich in den zwar seltenen aber herzlichen, anregenden und vertrauensvollen Gesprächs-Treffen der BDKJ-Vorstände mit ihrem Diözesanbischof. 

 

In diesen Tagen berühren uns viele persönliche Äußerungen junger oder inzwischen älter gewordener Menschen, die schildern, wie sehr die Persönlichkeit Kardinal Lehmanns beeindruckt habe. Sie erzählen von ihrer Firmung durch ihn, von Begegnungen beim Weltjugendtag in Köln oder auf unseren Bistumsfesten. 

 

Wir schließen uns in Dankbarkeit und herzlicher Verbundenheit an und sagen im Namen vieler junger Menschen in unserem Bistum, unserer Jugendverbände und den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen des Bischöflichen Jugendamtes: lieber Karl Kardinal Lehmann, wir werden Ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Der Gott, den Sie verkündet haben und für den Sie Ihr Leben eingesetzt haben, komme Ihnen jetzt im Tod entgegen und schenke Ihnen neues, unverlierbares Leben. 

 

Der BDKJ-Vorstand präsentiert Karl Kardinal Lehmann seine
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