Deutsche Bischofskonferenz verleiht zum zweiten Mal den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

„Christen als Großbewegung zur Verteidigung und zum Schutz der Würde des Menschen“ (Papst Johannes Paul II.)

Datum:
Di. 20. Juni 2017
Bei einem Festakt in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum wurde am 20. Juni 2017 in Berlin der Katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verliehen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), und der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz und Juryvorsitzende, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), ehrten vier Initiativen für ihr herausragendes, vom christlichen Glauben getragenes Engagement. Den mit 4.000 Euro dotierten ersten Preis überreichten sie an das Projekt „Sach wat! Tacheles für Toleranz“, das Mitarbeiter des Diözesan-Caritasverbands Essen initiiert haben. Zweite Preise (jeweils 3.000 Euro) erhielten die Initiative „bleib.mensch“ aus Grevesmühlen und der Helferkreis für Asylbewerber in Salzweg. Mit einem „Sonderpreis Schule“ (1.000 Euro) wurde das Projekt „K21mondial“ an den katholischen Schulen in Hamburg ausgezeichnet.

In seiner Laudatio würdigte Kardinal Marx das breite gesellschaftliche Engagement gegen menschenverachtende Parolen: „Unsere Gesellschaft ist stark! Vielerorts stellt sie sich beherzt gegen all jene, die Ressentiments und Hass schüren. Und der christliche Glaube ist dabei häufig die entscheidende Motivation – an unseren vier Preisträgern zeigt sich dies auf beeindruckende Weise.“ Zugleich warnte er davor, fremdenfeindliche Straftaten zu verharmlosen: „Wo Asylsuchende, ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, engagierte Lokalpolitiker, Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten fortwährend beschimpft und eingeschüchtert werden, wo sie um ihre Sicherheit fürchten müssen und Opfer gezielter Angriffe werden, da handelt es sich um Terror von rechts. Keiner, dem an unserer Werteordnung liegt, darf die Augen davor verschließen.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz erinnerte an die besondere christliche Sensibilität für die Anliegen von Flüchtlingen und Migranten: „Die christliche Gemeinde wird von ihrem Ursprung her als Gemeinschaft unter Fremden und für Fremde gedacht – und ist zugleich jener Ort, an dem die Trennung zwischen ehemals einander Fremden überwunden wird.“ Die vier ausgezeichneten Initiativen seien herausragende Beispiele für gelebte christliche Solidarität und Nächstenliebe. „Als Christen sind wir – wie es Papst Johannes Paul II. einmal treffend auf den Punkt gebracht hat – Teil ‚einer Großbewegung zur Verteidigung und zum Schutz der Würde des Menschen‘. Genau diesen Auftrag setzen Sie in Essen, Grevesmühlen, Salzweg und Hamburg tagtäglich eindrucksvoll in die Tat um“, unterstrich Kardinal Marx.

In einem Podiumsgespräch hob Erzbischof Dr. Heße mit den Preisträgern die große Bandbreite des kirchlichen Engagements hervor: „Wir sind überall dort, wo Menschen der persönlichen Zuwendung bedürfen. Bei aller Vielfalt der katholischen Flüchtlingsarbeit eint uns ein gemeinsames Ziel: Den Menschen, die zu uns kommen, wollen wir ein Gefühl der Wertschätzung vermitteln, und zugleich Brückenbauer sein – über kulturelle, religiöse und soziale Trennlinien hinweg.“ Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, der zugleich auch Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen ist, bezeichnete es als glückliche Fügung, dass die diesjährige Preisverleihung am Weltflüchtlingstag stattfindet: „Der heutige Tag ist ein guter Anlass, um den vielen Tausenden, die sich in unserem Land gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt einsetzen, von Herzen zu danken.“

Der Festvortrag des Münchner Soziologen Prof. Dr. Armin Nassehi stand unter dem Titel „Vertraute Fremde. Ein neuer Kulturkampf?“. Darin ging er zunächst der Wirkungsweise fremdenfeindlicher Ressentiments nach: „Der sogenannte ‚Fremde‘ ist eine paradoxe Figur. Oft meinen wir, gerade über den Fremden genau Bescheid zu wissen und orientieren uns an unseren Vorurteilen statt an Realitäten. Darauf beruht der Erfolg von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.“ Überdies zeigte er auch einen Weg zur Überwindung von Vorurteilen auf: „Ehrenamtliches Engagement ermöglicht Begegnungen, in denen man einüben kann, dass das Fremdheitsmerkmal nicht das einzige Merkmal ist, das die konkrete Person ausmacht. Erst solches Engagement ermöglicht es, auch Konflikte, Probleme und Missverständnisse zu thematisieren, ohne nur in Vorurteilsstrukturen gefangen zu bleiben.“

Moderiert wurde die Verleihung, an der etwa 300 Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft teilnahmen, von Anna Planken (ARD/WDR). Das Ensemble „TRIMUM – Musik für Juden, Christen und Muslime“ sowie Künstler der Initiative „K21 mondial“ gestalteten die Feier musikalisch. Am Ort der Preisverleihung, der Kirche Maria Regina Martyrum, gedenken die deutschen Katholiken seit 1963 der Christen, die unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft ihr Eintreten für Glaubens- und Gewissensfreiheit mit dem Leben bezahlten.

Hintergrund
Auf Anregung der Migrationskommission lobte die Deutsche Bischofskonferenz Anfang 2015 zum ersten Mal den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aus. Mit dem Preis werden Personen und Gruppen ausgezeichnet, die sich in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sowie für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren. Der Preis soll dazu beitragen, das kirchliche Zeugnis gegen jede Form der Menschenverachtung zu stärken. Im Jahr 2017 sind insgesamt 130 Bewerbungen und Vorschläge im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz eingegangen.

Hinweise:
Die Auszüge aus den Jurybegründungen und die Besetzung der Jury sind untenstehend als pdf-Datei zum Herunterladen verfügbar.

Die Fotos der Preisverleihung 2017 können in Druckqualität den Medien auf Anfrage per E-Mail an pressestelle@dbk.de  kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen zu den ausgezeichneten Initiativen sind auf der Initiativenseite zum Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verfügbar.