Umfassende Reformen jetzt!

Pressemitteilung des BDKJ Diözesanvorstands des Bistums Mainz zur aktuellen kirchlichen Lage

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Datum:
Di. 1. Feb. 2022
Von:
BDKJ Diözesanverband

Die Inhalte des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum München-Freising vom 20.1.2022 haben uns tief erschüttert. Es legt erneut das Versagen und die Schuld der Katholischen Kirche im Blick auf den Umgang mit Missbrauch offen, auf ein Versagen des Systems, wie es in der MHG Studie bereits wissenschaftlich dargelegt wurde.

Fast zeitgleich haben 125 Personen im kirchlichen Dienst in einem öffentlichen Outing auf ihre leidvollen Erfahrungen im Zusammenhang mit der kirchlichen Bewertung ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität und Lebensweise zum Ausdruck gebracht und Anerkennung, Wertschätzung sowie insbesondere zügige Reformen im Arbeitsrecht gefordert.
Auch in unseren Kontexten engagieren sich viele queere Mitarbeiter*innen ehrenamtlich und hauptberuflich.

Beide Ereignisse zeigen erneut großes Leitungsversagen und eklatanten Reformstau sowie christlichen Werten entgegenstehende Denkmuster. Für viele Menschen ist das Maß  nun voll und der Vertrauensverlust in die Kirche auf einem neuen Höhepunkt. Die Austrittszahlen sprechen eine klare Sprache.
Insbesondere unter jungen Menschen, unter denen viele der Kirche keinerlei Reformfähigkeit mehr zutrauen, wächst die Zahl derer, die einen Schlussstrich für sich ziehen.

Notwendigkeit massiver Reformen

„Als BDKJ Diözesanvorstand leiden wir an der Kirche und der derzeitigen Situation, die wir als schwer erträglich empfinden. Wir stehen aber auch dafür, dass Kirche gestaltbar bleibt. Deswegen bleiben wir.“ führt Vorstandsmitglied Maximilian Sittel aus. „Wir sehen die Notwendigkeit massiver Reformen, wie sie auf dem Synodalen Weg derzeit systematisch beschrieben und als Handlungsoptionen formuliert werden sollen.“ Hier müssen zeitnah tiefgreifende Reformen vereinbart und umgesetzt werden.

Wir sehen die Bereitschaft unseres Bischofs Peter Kohlgraf, auf seinen Einflussebenen Schritte nach vorne zu gehen und Reformen anzustoßen: wir begrüßen seine Initiativen zu einer Frauenkommission im Bistum Mainz, zum Dialogforum zu Queeren Lebenswirklichkeiten, wir begrüßen seine offene Haltung in der Frage der Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare und erkennen an, dass die Bistumsleitung dem Thema Missbrauchsaufarbeitung höchste Priorität einräumt.
In Gesprächen mit dem Bischof haben wir immer wieder unsere Positionen eingebracht und unsere Zusammenarbeit zugesagt. Den Mainzer Synodalen und insbesondere den fünfzehn vom BDKJ entsandten jungen Synodalen in der Frankfurter Synodalversammlung sagen wir alle Unterstützung zu.

Wir fordern eine kompromisslose und den Opfern zugewandte Aufarbeitung allen sexuellen Missbrauchs. Wir fordern die vollständige Enttabuisierung queerer Identitäten und Lebenspartnerschaften in unserer Kirche sowie ein Klima der Offenheit und Angstfreiheit für Ehrenamtliche und Hauptberufliche. Hier erwarten wir eine zeitnahe Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechtes. Der Synodale Weg macht uns Hoffnung auf ernsthafte Reformen für die Kirche in Deutschland und darüber hinaus. Es wird darauf ankommen, dass die Ergebnisse ohne faule Kompromisse gefasst werden. Wir sehen insbesondere die Bischöfe in der Pflicht, den Weg der Reform in ihren Diözesen und als Bischofskonferenz entschieden voranzubringen und erwarten ihre unmissverständliche Einflussnahme auf der Ebene der Weltkirche.

„Als BDKJ ist es uns wichtig, selbst Zeichen zu setzen. Menschen aller Identitäten sind bei uns gleichermaßen willkommen und engagieren sich in der Jugend(verbands)arbeit. Diversität betrachten wir als Bereicherung.“ sagt BDKJ Vorsitzende Mirjam Trieb. Das Gender*Sternchen in unseren offiziellen Texten zeigt Offenheit und Wertschätzung an. In unseren Verbänden gibt es vielfach seit langem Gruppen und Formate für queere Jugendliche, die die eigene Identität stärken und Schutzräume bieten. Wir sind noch lange nicht am Ende des Weges zur vorbehaltlosen Anerkennung der Diversität in unserer Kirche. In unseren Beschlüssen verpflichten wir uns selbst und wir stehen dafür ein, dass diese Haltung sich in der Kirche insgesamt durchsetzt.

2. Mainzer Jugendsynode am 12./13.02.2022 als starkes Zeichen

Ein starkes Zeichen dafür setzen wir in der 2. Mainzer Jugendsynode am 12. und 13. Februar. Junge Menschen kommen untereinander und mit dem Bischof in kritischen Austausch. Neben der Zukunft der Jugendarbeit auf dem Pastoralen Weg haben wir den aktuellen Themen breiten Raum eingeräumt. In einem Gesprächsforum werden queere Menschen zu Wort kommen über ihr Christsein und ihre Situation in der Katholischen Kirche. Ihre Statements und Forderungen kommen dann ins Plenum mit dem Bischof.
Wir glauben an die Botschaft des Evangeliums, die allen gleichermaßen gilt. Wir sind überzeugt, dass die Kirche den Auftrag hat, diese Botschaft glaubwürdig und einladend zu bezeugen. Wir leiden, wo unsere Kirche sich ihrem Auftrag entgegenstellt. Wir geben die Hoffnung noch nicht auf, dass wir die Kirche verändern können. Wir kämpfen für weitreichende Reformen und nehmen den Auftrag an, unseren Teil dazu beizutragen. Dafür stehen wir ein.

Der BDKJ Diözesanvorstand im Bistum Mainz

BDKJ Diözesanverband

Der BDKJ im Bistum Mainz ist der Dachverband von 10 Jugendverbänden und 16 Dekanatsverbänden. Er bildet ein Netzwerk gemeinsamer Aktivitäten, Themen und Strategien. Der BDKJ Diözesanvorstand trägt Verantwortung für die Interessensvertretung junger Menschen in Kirche und Gesellschaft und setzt in Referaten, Kampagnen und Events Schwerpunkte zu aktuellen Themen der Kirchenpolitik und der Jugendpastoral. Mitglieder sind Mathias Berger, Marc Buschmeyer, Chiara Eder, Rebecca König, Maximilian Sittel, Mirjam Trieb, Nadine Wacker und Sascha Zink.