Schmuckband Kreuzgang

Nachgefragt bei Pfarrer Christian Feuerstein

Pfarrer Feuerstein ist seit gut einem Jahr für alle Katholiken in Ingelheim zuständig. Durchaus ein Anlass für die Pfarrbrief-Redaktion einmal nachzufragen.

Pfarrer im Gespräch (c) KKI
Datum:
Fr. 14. Apr. 2017
Von:
Gertrud Wellner

Lieber Pfarrer Feuerstein, was hat Sie in diesem ersten Jahr am meisten gefreut?

Am meisten freut es mich, auch in den „neuen“ Kirchorten, für die ich seit gut einem Jahr verantwortlich sein darf, Menschen angetroffen zu haben, die mich mit offenen Armen begrüßt haben und mir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit angeboten haben. Zusammen sind wir auf einem guten Weg, die Herausforderungen, die sich uns gestellt haben, zu meistern.

Dieses erste Jahr hatte auch einige Überraschungen für uns bereit gestellt, die nicht nur mir, sondern vielen in den Gemeinden schwer zu schaffen machen. Doch ich weiß, dass viele Menschen aus den Gemeinden hinter mir stehen und ich mit dem Team der Hauptamtlichen hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an meiner Seite habe.

Ein schönes Beispiel ist dafür der Küsterdienst in Frei-Weinheim. Aus der Not heraus geboren - und eigentlich immer noch als Übergangslösung - übernehmen dort Frauen und Männer aus Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat die Küsteraufgaben. Ich spüre, wie die Gruppe dadurch zusammenwächst und große Freude an ihrer Aufgabe entwickelt. Darüber freue ich mich jedes Mal neu, wenn ich in die Sakristei komme.

 

Fünf Kirchenorte sind unter einen Hut zu bringen. Sind die einzelnen Gemeinden näher zusammengerückt? Gibt es zum Beispiel Gemeindemitglieder, die „pendeln“, oder besuchen die meisten doch „ihre“ Kirche für den Gottesdienst? Was würden Sie sich hier noch wünschen?

Das Zusammenrücken geht nicht von heute auf morgen. Wir sehen, dass Nieder- und Ober-Ingelheim hier schon einen erheblichen Schritt weiter sind, weil das „Zusammenrücken“ seit Jahren eingeübt ist. Ich bin zuversichtlich, dass uns das auch für alle Kirchorte gelingen wird. Aber es braucht Zeit.

Mit großer Freude beobachte ich, dass es in der Vorabendmesse in Frei-Weinheim eine beachtliche Zahl Mitfeiernder aus Ober-Ingelheim gibt. Ebenso kommen viele Frei-Weinheimer am Sonntagmorgen nach Sporkenheim. Und auch die Sonntagsabendmessen in St. Paulus oder St. Remigius werden von Menschen aller Kirchorte wahrgenommen, vor allem, wenn sie besonders gestaltet sind. Alle diese Beobachtungen sind zarte Pflänzchen eines zunehmenden Zusammenwachsens.

Ich weiß aber auch, dass sich andere mit den Veränderungen schwer tun und gerne den bisherigen Status beibehalten hätten. Es braucht viel Geduld diese Gruppen mitzunehmen und sie von der Notwendigkeit von Erneuerungen und Weiterentwicklungen zu überzeugen.

 

Was wird neben Kirchtürmen und Kindergärten in der nächsten Zeit im Vordergrund stehen?

Es wird wichtig sein, dass wir möglichst schnell pastorale Strukturen schaffen, die es mir als Pfarrer, aber auch allen anderen im Team der Hauptamtlichen, wieder mehr ermöglichen, Seelsorge im eigentlichen Sinne zu machen.

Aufgrund einiger Umstände, die wir geerbt haben, steht derzeit die Verwaltungsarbeit zu sehr im Vordergrund. Neben einigem an Aufarbeitung, was immer noch viel Zeit kostet, bin ich als Pfarrer zum Beispiel Mitglied in allen pastoralen Gremien unserer Gemeinden. Das bedeutet, ich leite vier Verwaltungsräte, einen Seelsorgerat und bin Mitglied in drei Pfarrgemeinderäten. Das sind manchmal fünf (!) Sitzungen in zwei Wochen.

Ein anderes Beispiel: Jeder Bleistift, den wir im Pfarrbüro brauchen, muss auf vier Haushalte aufgeteilt werden. Das erfordert einen riesigen Verwaltungsaufwand, den wir vereinfachen müssen.

Im Seelsorgerat stellen wir uns dieser Aufgabe und arbeiten derzeit an einem Zeitplan, wie eine verwaltungsmäßige Fusion zu einer Pfarrei für ganz Ingelheim, bei gleichzeitiger Wahrung der Kirchortspezifischen Eigenheiten, vorangebracht werden kann. Das ist eine spannende Aufgabe, an der hoffentlich viele mitwirken.

Neben diesem „großen Entwurf“ ist es genauso wichtig Zeit für die Einzelseelsorge zu haben. Dazu gehören: Besuche, Einzelgespräche, Begleitung in Grenzfällen des Lebens; um nur einige Beispiele aus meinem Terminkalender der letzten Woche zu nennen.

 

Es ist Sonntagabend – können Sie die Füße hochlegen?

Das kommt ganz auf den Sonntag an. Meistens ist der Sonntagabend terminfrei. Wenn ich noch die Abendmesse habe, gehe ich anschließend mit meinem Hund Leo spazieren und meistens schaue ich dann den Tatort.

An meinem eigentlichen „freien“ Tag, dem Montag ist das schon schwieriger. Es passiert nicht selten, dass um acht Uhr der Bestatter anruft, um mit mir einen Termin abzusprechen. Das Ausschlafen am freien Tag ist dann abrupt beendet. Oft gibt es auch Termine, die nicht anders gelegt werden konnten. Meistens schaffe ich es jedoch, dass ein Montag im Monat komplett frei ist.

 

Lieber Herr Pfarrer – ganz herzlichen Dank für Ihre Antworten!