40 Tage - Singen

Datum:
Sa. 1. Apr. 2017
Von:
Ronald Givens
Zum Bedenken für den Tag

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.

Sie sprechen alles so deutlich aus:

Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,

und hier ist Beginn, und das Ende ist dort.

 

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,

sie wissen alles, was wird und war;

kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;

ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

 

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.

Die Dinge singen hör ich so gern.

Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.

Ihr bringt mir alle die Dinge um.   (Rainer Maria Rilke, 1897)

 

Am Ambo, der Ort der Wortverkündigung im Gottesdienstraum, wird nicht nur die Heilige Schrift vorgetragen, sondern auch gesungen. An Weihnachten, an Ostern, an Pfingsten.

Außerhalb der Fastenzeit wird es eingeleitet mit Gesang. Ruf und Antwort der Gemeinde. Halleluja.

Die Schola singt am Ambo die Psalmen, die Gebete aus dem gleichnamigen Buch im Alten Testament.

 

Im Singen sucht das Wort einen Zugang zu uns. Unterschieden vom Alltag. Das Gotteswort steigt aus, aus der Konkurrenz mit den Alltagsworten. Im Singen spüre ich die Trauer, die Lust, die Zärtlichkeit, die Freude, das Lob, die Gottes Wort in die Welt gebracht haben.

 

Der Ambo als Notenständer Gottes. Einladung Gottes Melodie für mich zu entdecken. Sein Wort zu summen, zu singen, zu trällern, zu brummen, zu pfeifen, wenn ich mich fürchte vor der Menschen Wort.