40 Tage - Wiegenband

Datum:
Fr. 31. März 2017
Von:
Ronald Givens
Zum Bedenken für den Tag

Du weißt nicht, wie das mühsam ist

mit allen Sinnen ja zu sagen.

Man muß sie manchmal niederschlagen

wie tolle Hunde und mit List

in einer Schlinge fangen.

Oft gleiten sie als Schlangen

still aus mir fort, wenn sich ein Lied

von selbst aus deiner Flöte zieht

und umgeht hier auf Erden.

Dann bleiben sie wohl lange aus

und kommen unverhofft nach Haus,

um rasch mir Herr zu werden.

Sie nehmen falsche Plätze ein,

sie sagen klar zu allem nein,

verdrehen meinen Willen.

Nur eines kann sie stillen

und bringt sie ganz in meine Hand –

das Weben an dem Wiegenband

vom Hirn hinab zum Herzen.

Sie fügen sich dann seidenweich

und lassen ab vom Himmelreich,

bis mir die Augen schmerzen

- mein inneres wildes Augenlicht,

das aus dem Stein ein Kindlein bricht

voll Übermut und Überlist - ;

du weißt nicht, wie das mühsam ist! (Christine Lavant, Spindel im Mond)

 

Als Rilke, die Gedichte von Christine Lavant zu lesen bekam, da haben sie ihn getroffen. Bis dahin war Lavant unbekannt. Eine bitterarme, kranke Frau in Kärnten. Psychiatrie und Krankenhaus haben ihr Leben bestimmt.

 

Einer, Rainer Maria Rilke, hört und liest was Christine Lavant zu sagen hat. Einer spricht ihr zu, dass sich ihr Mühen lohnt. Dass sie nicht irre ist. Sein Herz ist angesprochen.

 

Der neue Ambo in unserer Kirche wird im Stein vier Spalten haben. Von Oben, wo das Gotteswort im Buch aufliegt, nach Unten, auf dem Boden, wo wir beim Hören stehen. Gott webt ein Wiegenband vom Hirn hinab zum Herzen. Will das Kind, das glaubt, das vertraut, aus dem Stein des Erwachsenen herausbrechen.

 

Fastenzeit als Zeit in der Gott Einen sucht, der das Wiegenband seines Wortes ans Herz knüpft. Damit das Himmelreich geerdet wird. Durch mich. Mühsam für beide Seiten.

 

Sie nehmen falsche Plätze ein,

sie sagen klar zu allem nein,

verdrehen meinen Willen.

Nur eines kann sie stillen

und bringt sie ganz in meine Hand –

das Weben an dem Wiegenband

vom Hirn hinab zum Herzen.

Sie fügen sich dann seidenweich

und lassen ab vom Himmelreich,

bis mir die Augen schmerzen

- mein inneres wildes Augenlicht,

das aus dem Stein ein Kindlein bricht

voll Übermut und Überlist - ;

du weißt nicht, wie das mühsam ist!