Advents- und Weihnachtskalender 2017

Impuls zum 18. Dezember 2017

Datum:
Mo. 18. Dez. 2017
Von:
Ronald Givens

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. (Lk 1)

Als Elisabeth schwanger wird, da sagt sie: Gott nimmt die Schande, die ich in den Augen der Menschen hatte, von mir. Maria singt im Magnifikat: Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.

Zwei Frauen erfahren das Handeln Gottes an ihnen als heilend und barmherzig. Zwei Frauen hatten bis zu diesem Zeitpunkt das innere Empfinden: mein Leben genügt nicht, kann nicht bestehen vor Anderen.

 

Im Bild sieht man die Plätze für das Chorgebet in der Kathedrale von Wells, in Südengland. Es gibt eine, wie ich meine, sehr schöne Marienlegende zum Thema Platz im Chor:

Eine Nonne gerät in eine tiefe innere Krise. Der Glaube hat sich verdünnt, trägt nicht mehr. Sie selbst ist sich nicht mehr sicher, ob sie sich richtig entschieden hat, ob das Kloster noch ihr Platz ist. Sie weiß nicht einmal so genau was sie will, wer sie ist, was in ihr vorgeht.

Eines Nachts verläßt sie heimlich das Kloster. Was soll sie sagen? Sie geht. Drei Jahre sucht sie. Lebt in der Welt, erprobt vieles. Lebt mit einem Mann zusammen. Arbeitet in unterschiedlichen Bereichen, entdeckt neue Fähigkeiten, aber auch Enttäuschungen und Grenzen.

Nach drei Jahren ist sie sich sicher wo ihr Platz ist. Sie kehrt ins Kloster zurück. Wieder des Nachts. Sie sitzt ganz hinten in der dunklen Kirche. Unerkannt, als die Schwestern zum Gebet kommen. Sie staunt über alle Maßen, als sie sieht, dass sie selbst ihren Platz im Chor einnimmt, obgleich sie doch im Dunkeln verborgen woanders sitzt.

Da erscheint ihr Maria und spricht zu ihr: „Ich habe dich vertreten. Ich habe deinen Platz eingenommen. Ich habe gewartet, bis du wieder meinen Sohn gefunden hast. Nun reihe dich ein, an deinem Platz.“

Für jemanden den Platz einnehmen, bis er/sie wieder Boden unter den Füßen hat. Das Herz wieder verankert ist. Stellvertretung für jemanden anderes, bis er/sie wieder sehen kann: ich genüge, vor Gott.

18. Dezember