Adventskalender

Predigt Dritter Advent

Datum:
So. 15. Dez. 2019
Von:
Pfarrer Ronald Givens

15 Dezember Predigt 3. Advent

Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt (Mt 2,10)

 

Liebe Schwestern und Brüder,

ich wünsche dir eine gute Nacht.

Für Johannes den Täufer ist es Nacht geworden. Eine Nacht, die er nicht gesucht hat. Die Nacht des Kerkers. Es ist keine Nacht die gekommen ist, durch eigene Schuld oder Versagen, nicht die Nacht des Sünde, es ist die Nacht die unverschuldet kommt, die Nacht der Trauer, die Nacht des Verlustes, die Nacht des Scheiterns.

Gut 1540 Jahre später beginnt für einen kleinen Jungen eine solche Nacht. Er heißt ebenfalls Johannes, in der Sprache seiner Heimatstadt Toledo: Juan. Sein Vater,Conzalo de Yepes, wird von seiner Familie und aus den Adelsstand verstoßen, weil er die Weberin Catarina Alvarez heiratet. Als der Vater stirbt, beginnt für den kleinen Juan und seine Mutter eine bittere Zeit der Armut und auch der Einsamkeit. Das prägt Juan. Als junger Mann tritt er in den Karmel ein und wird Priester. Die Begegnung mit der heiligen Theresia von Avila gibt seinem Leben eine ganz neue Richtung. Theresia und Johannes beginnen ihren Orden zu reformieren. Diese Veränderungen aber stoßen auf heftigen Widerstand und Johannes wird in das Ordensgefängnis von Toledo eingeliefert. Er kommt in die tiefste Nacht seines Lebens. Neun Monate im Kerker ohne Tageslicht, ohne Ansprache, ohne Kerzen ohne irgendeinen Menschen. Diese Nacht hatte er nicht gesucht. Fortan nennt er sich nicht mehr Juan de Yepes, sondern Juan de la Cruz. Johannes vom Kreuz.

Diese neun Monate Kerkernacht werden für Johannes vom Kreuz zur guten Nacht.

Ich wünsche dir eine gute Nacht.

Als Johannes der Täufer in die Wüste geht, da hat er seine Gottesbilder, seinen Glauben und auch seine Gottsuche im Gepäck. Und so wie er sich Gott vorstellt, lehrt er auch die Menschen. Als er Jesus zu sich an den Jordan kommen sieht, da ruft er begeistert aus: seht das ist Gottes Lamm. Jetzt in der Nacht des Kerkers hat er diese Zuversicht verloren und er fragt: habe ich mich getäuscht? Bist du wirklich der, auf den wir gewartet haben?

Das was Johannes der Täufer von Jesus hört: dass er mit Zöllnern isst, dass auf der Hochzeit zu Kanaan feiert, dass er Gleichnisse von einem barmherzigen Gott erzählt, das bekommt Johannes in der Dunkelheit des Kerkers nicht zusammen mit seinem Gottesbild. Ein Gott, der die Axt schon an die Wurzel des Baumes gelegt hat, der mit Feuer tauft, der radikal die Menschen auffordert umzukehren.

Darum sendet Jesus seinem Cousin Johannes dem Täufer ein Schriftwort. Ein Wort Gottes, ein Zitat aus dem Buch Jesaja. Von klein auf dürfte Johannes dem Täufer die Heilige Schrift durch seinen Vater Zacharias, der Priester gewesen ist, und durch seine Mutter Elisabeth, die aus dem Haus Aaron stammt, vertraut gewesen sein. Es ist, als wolle Jesus behutsam neben die Bilder die Johannes sich in der Wüste von Gott und seinem Wirken gemacht hat, ein Bild von Gott legen, das Johannes annehmen kann, weil es ihm eigentlich vertraut ist, und bisher unbeachtet auf dem Grund seines Herzens gelegen hat. Mitten in die Nacht des Kerkers, sendet Jesus ein helles Wort der Schrift.

Ich wünsche dir eine gute Nacht.

Johannes vom Kreuz schreibt, nachdem ihm die Flucht aus dem Kerker von Toledo gelungen ist, eines seiner schönsten Gebete und geistlichen Lieder. Die dunkle Nacht. Er beschreibt darin wie Monat für Monat die Dunkelheit seine Augen und sein Herz gereinigt hat, und er nachdem er nichts Äußeres mehr gesehen und wahrgenommen hat, tief in seinem Herzen die hell strahlende Liebe Gottes gefunden hat.

Johannes der Täufer sucht die Nacht nicht. Johannes vom Kreuz sucht die Nacht nicht. Aber beide erfahren, dass die Nacht der Ort ist, an denen ihnen ein Gottesbild geboren wird, dass sich nur in der Nacht finden lässt, dass sie niemals bei Licht geschaut hätten.

Wir bereiten uns im Advent auf eine gute Nacht vor. Auf die Heilige Nacht. Jene Nacht von der wir sagen, dass Gott sich sehen lässt in einem Kind. Jene Nacht in der Maria und Josef sehen dürfen, dass es gut war, sich nicht zu fürchten in die Dunkelheit der ungewollten Schwangerschaft zu gehen. Wir bereiten uns auf die Heilige Nacht vor, in der die Engel den Hirten, die in der Nacht bei ihren Herden wachen, sagen werden: es ist die Nacht in der sich Frieden finden lässt.

Ich wünsche dir eine gute Nacht, ist im Advent der Wunsch daran zu glauben, dass sich in der ungewollten und unverschuldeten Nacht der Stern von Bethlehem finden lässt, der eine Freude bringt, die sich nur in der Nacht finden lässt. Amen.

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?

Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.