Adventskalender 2021

Behutsam zieht die Freundin eine getrocknete Blüte aus einem Säckchen hervor und hält mir diesen braunen Stern an einem Stängel entgegen. „Hast Du eine Ahnung, was das für eine Blüte ist“. Neugierig schaue ich mir die Blüte an. Sehe die getrockneten, schalenartigen Blätter. Darin ruhend, schwarze Perlen und hauchdünne goldfarbene Blütenblätter. Ich habe keine Ahnung was das für eine Blüte ist.

Dann erzählt sie, gemeinsam mit ihrem Mann, dass die beiden einen Ausflug in die Gegend von Freiburg gemacht haben, um dort in einer Gärtnerei eben jene Pflanze zu kaufen, deren getrocknete Blüte sie mir zum ersten Advent mitgebracht haben. „Es ist eine Pfingstrose“.

Ungläubig schaue ich die Blüte an. Ich erinnere mich wie gut es getan hat, als in meinem Garten die rotvioletten Blüten das Pfingstfest angekündigt haben. Ich denke an die Gärten in England, die ich vor Jahren besucht habe und begeistert war über die Varianten von Pfingstrosen. In dieser getrockneten und sorgsam bewahrten Blüte, steckt die Farbe und die Begeisterung des vergangenen Pfingstfestes.

Diese Blüte trägt in den Advent eine Verheißung: Mitten im erneuten Corona-Advent erzählt sie von der Zusage Jesu: Fürchtet Euch nicht. Ich sende Euch den hl. Geist, er wir euch begleiten in dieser Welt. Es ist mein Geist, meine Liebe, mein Vertrauen und ich teile mit Euch meine heile Welt deren Atem der Heilige Geist ist..

Der diesjährige Adventskalender steckt voller solcher Blüten. Es sind Worte aus dem ersten Teil unserer Bibel, aus dem sogenannten Alten Testament, die ich anschauen möchte. Manchmal erscheinen diese Worte wie vertrocknet. Ich bin aber überzeugt, dass sie wunderschön und voller Lebensmut sind.

Es ist kein Adventskalender einfach schnell zum Anklicken und Drüberlesen. Tun Sie sich das so nicht an.

Das Wort Gottes, wie es auf den ersten Seiten der Bibel behutsam aufbewahrt und weitergeschenkt wurde, ist zu kostbar um es einfach zwischen alle anderen Worte eines Tages einzuquetschen. Ihre Seele ist viel zu kostbar, als das Sie ihre eigene Seele  mit klick und weg abspeisen dürfen. Jedes Kalenderblatt braucht mindestens fünf Minuten Stille und Zeit. Wenn Sie diese in diesem Jahr nicht haben, dann verzichten Sie bitte auf diesen Adventskalender und trinken stattdessen eine gute Tasse Tee.

Der Adventskalender ist gedacht als eine heilende Welt. Vieles von dem, was aktuell und auch für mich beängstigend ist, bleibt außen vor. Ich weiß darum. Sie wissen darum. Ich bin überzeugt, dass unser Leib und unsere Seele aber mindestens ein Kalenderblatt von Worten, Zeit, Nachdenken und Beten braucht, damit wir überhaupt noch eine Ahnung von einer heilen Welt entdecken, inmitten von all den Unheilwelten dieses Adventes.

Es hilft an jedem Tag sich eine feste Zeit für diesen Kalender zu schenken. Eine Kerze zu entzünden. Dem Körper eine Haltung zu schenken, die ihm signalisiert, dass Sie sich jetzt um ihre Seele und um ihre Verbindung mit Gott kümmern.

Morgen, am 1. Adventssonntag geht’s los. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit mit diesem Adventskalender und seinen Übungen.

Ihr

Pfarrer Dr. Ronald Ashley Givens

Übung

• Suchen Sie sich eine schöne Kerze für ihre Adventskalenderzeit
• Legen Sie Streichhölzer bereit
• Überlegen Sie wo ein guter Ort wäre diesen Kalender täglich in Ruhe zu lesen
• Machen Sie sich eine Vorstellung welche Uhr- oder Tageszeit Ihnen geeignet scheint für fünf Minuten inne zu halten
• Eventuelle legen Sie sich ein schönes Notizheft und einen Stift bereit für das, was Ihnen Ihre Seele in diesen Tagen anvertraut.
• Gibt es jemanden mit dem Sie sich zum Adventskalender Teilen verabreden möchten?