Adventskalender 21. Dezember
Wortbrücke
Ein Gedicht von Peter Huchel über Stalingrad (die Totenkammer aus Schnee), hat mich gestern früh beschäftigt. Später war ich dann bei einem Mann, der mir erzählt hat, wie er als Zwölfjähriger Junge zum letzten Mal seinen Vater gesehen hat. Der Vater kam nach diesem letzten Heimaturlaub an die Front. Nach Stalingrad.
Ein paar Stunden später, wieder ein Gespräch mit einem Mann. Er erzählt, dass er kein guter Vater gewesen ist. Er hat viel zu spät erkannt, was einen Vater ausmacht.
Beide Männer erzählen. Vätergeschichten.
Maria läuft im heutigen Evangelium zu Elisabet. Um bei ihr zu sein, um zu reden, um zu verstehen, was es bedeutet Leben anvertraut zu bekommen. Müttergeschichten.
Auf dem Bild ist eine Brücke zu sehen. Wie arm wäre mein Leben, wenn Menschen mit Ihren Erzählungen nicht eine Brücke bauen würden. Aus ihrem Leben in mein Leben. Ich war nie in Stalingrad. Ich bin nie Vater oder Mutter geworden. Aber über die Wortbrücke bin ich beschenkt worden. Sehr reich.
An Weihnachten wird die Wortbrücke Gottes geboren. Jesus erzählt von seinem Vater. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.(Joh 1) Ich bin beschenkt.
Komm, erzähl mir was
plauder auf mich ein
ich will mich an dir satthörn
immer mit dir sein
betanke mich mit Leben
lass mich in deinen Arm
halt mich, nur ein bisschen
bis ich schlafen kann
uuu, halt mich, dass ich schlafen kann (aus Herbert Grönemeyer, Halt mich)