Adventskalender 22. Dezember
Stückwerk
Durch die Herausforderungen, die der Fußboden der Apostelkirche mit sich brachte und bringt, bin ich auf dieses Bild gekommen. Es zeigt einen Teil des Fußbodens in der Kathedrale von Exeter. Die Fließen sind gesprungen, gebrochen und geflickt. Über einen langen Zeitraum hinweg haben die Handwerker ganz unterschiedlich den Bodenbelag repariert.
Ich habe das Bild bearbeitet, um zu verdeutlichen warum ich den Boden schön finde. Die gelb bemalten Fließen leuchten, weil sie umgeben sind von den violetten Fliesen. Ganze Fliesen liegen neben gebrochenen Fliesen. Abgelaufenes, neben Unversehrtem. Erst in diesem Miteinander wird der Boden schön.
Der Boden ist mir Spiegel. So bin ich. Es gibt Kluges. Gutes. Heiliges. Gelungenes. In mir. Genau daneben schmiegt sich Dummes. Unheiliges. Misslungenes. Auch in mir. So ist wohl jeder. So sind wir auch als Gemeinde.
Man könnte den ganzen Flickenboden herausreißen und einen ebenen, neuen Boden einsetzen. Er wäre eben und glatt.
Gott macht es anders. Mitten zu den geborstenen, abgelaufenen, geflickten, gebrochenen, heilen, schönen, blassen und glänzenden Fliesen, setzt er sich selbst ein. Er wird einer von uns. Ich staune darüber, wie er sich in mein Leben fügt und es so das Stückwerk verändert.
Ist jemand da, wenn dein Flügel bricht
Der ihn für dich schient, der dich beschützt
Der für dich wacht, dich auf Wolken trägt
Für dich die Sterne zählt, wenn du schläfst (aus Herbert Grönemeyer, Dort uns Hier)