Adventskalender 23. Dezember

Wortbegegnung

Datum:
So. 23. Dez. 2018
Von:
Ronald Givens

Maria läuft. Über das Bergland von Judäa. Alleine. Sie läuft zu ihrer Cousine Elisabet.

Maria kann über Berge laufen. Alleine. Weil sie ein Wort in sich trägt. Josef hat Ja gesagt. Zu ihr. Zu der Schwangerschaft. Zu dem Kind. Von seinem Ja-Wort ist sie getragen.

Als Petrus über das Wasser geht, trägt ihn ein Wort: Komm zu mir. Als Zachäus sein Leben ändert trägt ihn ein Wort: Heute muss ich dein Gast sein. Der Hauptmann von Kapharnaum erbittet für die Heilung seines Sklaven: Sprich nur ein Wort, so wird mein Diener gesund.

Wir richten uns auf, wir gehen, wir überwinden, wir stapfen weiter, solange wir jemanden haben, dessen Wort uns trägt. Uns aufhebt. Uns ermutigt. Uns schützt.

 

Elisabet wartet. Zacharias, ihr Mann, ist heimgekehrt. Vom Tempeldienst. Von der Engelsbegegnung. Von der Verheißung. Ein Kind wird es geben. Johannes. Zacharias, ihr Mann, ist heimgekehrt. Stumm. Er redet nicht mehr. Ihr Mann schweigt.

Elisabet wartet. Auf ein Wort.

Wir verkümmern. Wir werden bitter. Wir ermüden. Wir resignieren. Ohne das Wort, das erklärt, das erzählt, das uns begreifen lässt.

 

Als die laufende Maria, auf die wartende Elisabet trifft, da bewegt sich was. In Elisabet.

Maria stößt das Leben in Elisabet an, weil sie das Leben ins sich trägt.  Elisabet spürt, dass sie darauf gewartet hat und antwortet mit einem Wort: gesegnet bis du.

 

Weihnachten ist ein Begegnungsfest. Es begegnen sich Wartende, Stumme, Wortgewaltige, Mutige, Laufstarke, am Boden liegende, Aufrechte und Gebrochene. Wir begegnen uns, weil Gott etwas bewegen möchte. Maria. Elisabet. Josef. Zacharias. Petrus, Zachäus. Der Hauptmann. Sein Sklave. Sie allen waren Gesegnete, weil sie sich auf die Begegnung mit dem Leben eingelassen haben. 

Und sonntags sitz' ich neben dir

Und weiß genau, das schaffen wir

Wir kriegen das schon hin

Und montags werd' ich wieder wach

Und denk' zu oft darüber nach

Weil ich nicht sicher bin

 

Ich hasse unsre Liebe auf Distanz

Ich hab' dich immer kurz, aber nie ganz

Die Trennung macht mich wahnsinnig

Und wo du warst, das frag' ich nicht

Ich hasse unsre Liebe auf Distanz (aus Revolverheld, Liebe auf Distanz)