Adventskalender Hl. Abend

Das Hellste

Datum:
Mo. 24. Dez. 2018
Von:
Ronald Givens

Beide waren erschöpft. Der lange Weg von Nazareth hierher nach Bethlehem steckte ihnen noch in den Knochen. Die Geburt ihres Sohnes hatten sie sich anders vorgestellt. Behutsam beugt sich Josef über den Futtertrog. Mit seinen großen Händen nimmt er den kleinen Sohn vorsichtig hoch, schaut seinen Jesus an.

 

Maria beobachtet ihn, wie er ihren Sohn hochhebt. Ja, dachte sie, dieses Kind hat das Hellste in Josef hervorgebracht. Sie hatte sich in Josef verliebt, weil sie gespürt hat, dass er gut zu ihr sein würde. Als sie schwanger wurde, haben seine Freunde über ihn gelacht. Sie hat ihm angesehen, wie weh ihm das tat. Ganz still war Josef geworden. Sie hat gemerkt welcher Kampf in seinem Herzen tobte. Dieses Kind hat das Hellste in ihrem Josef hervorgebracht. Morgens war er dann einfach da gestanden, hat seinen Arm um sie gelegt, vorsichtig seine Hand auf ihren Bauch gelegt und zu ihr gesagt, von jetzt an werdet ihr zwei bei mir wohnen.

 

Josef spürt, dass Maria ihn anschaut, wie er seinen Sohn hochhält, Jesus in die zugekniffenen Augen schaut. Er wird verlegen. Vorsichtig legt er das kleine Bündel in den Arm Marias. Als er ihr Kind dort liegen sieht, denkt er: Dieses Kind hat das Hellste in Maria hervorgebracht. Wir tapfer sie war. Mit dem Kind im Bauch ist sie mit ihm gegangen. Sie wollte dieses Kind. Als er um ihre Hand angehalten hat, da hat er in seinem Herzen gehofft, dass sie sein Leben gut macht. Jetzt weiß er es. Dieses Kind hat das Hellste in Maria hervorgebracht.

 

Etwas unbeholfen stehen die Hirten da. Sie spähen Maria über die Schulter, um das Kind zu sehen. Josef mustert diese Gestalten, die nach Feld, Ziegen, Erde und Schafe riechen. Maria nimmt das Kind hält es ein wenig hoch. Einer der Hirten denkt: Dieses Kind soll das Hellste in uns hervorbringen? Maria legt es ihm in seine erdverschmierten Hände. Grob sind sie. Rissig und hart. Die anderen Hirten denken, schau an, sein Gesicht leuchtet. Durch den struppigen Bart hindurch.

 

Gut dreiunddreißg Jahre später, einen Fußmarsch von Bethlehem entfernt, wird Jesus Brot in seine Hände nehmen, es hochhalten und zu seinen Jüngern sagen: dieses Brot, mein Leib, bringt in euch das Hellste hervor.

 

Es ist Heiliger Abend. Wegen  dem Kind von Bethlehem sind wir gekommen. Gott wurde in dieser Nacht ein Mensch wie wir, weil er das Hellste in uns hervorbringen möchte. Wenn wir die Kommunion empfangen, dann sagt uns dieses kleine Stück Brot: ich traue dir zu, dass Du das Hellste und das Gute hervorbringst. 

Allen, die in diesem Advent den Adventskalender, der heute endet, gelesen haben, wünsche ich einen gesegneten Heiligen Abend. Ihr Pfarrer Ronald Ashley Givens