Altarweihe

Drei Berührungen

Datum:
So. 20. Jan. 2019
Von:
Ronald Givens

Es sind drei Berührungen, die nach dem Gottesdienst zur Altarweihe, meine Gedanken beschäftigen:

Auf dem Altar sind fünf Lachen aus Chrisam-Öl. Mit der flachen Hand reibt Bischof Peter Kohlgraf sie in den Sandstein des Altares. Zuvor hat er über die vierfache Wandlung gepredigt. Der Sandstein wandelt sich unter der Hand des Bischofs. Ich sehe die kreisenden Spuren aus Öl und denke: Ja, das hinterlässt Spuren, wenn wir nichts anderes haben als unsere Handwärme, unsere verwundbare Haut, um einen Stein zu wandeln. Fünfmal legt er seine Handfläche auf den Stein, behutsam und kraftvoll massiert er das Öl in den Stein. Wieviel offene Hand, wie viele Anläufe, wieviel eigene Wärme, wieviel Gespür für Behutsamkeit und Druck braucht es oft, damit sich etwas bewegt, verwandelt.

 

Als die drei Mesnerinnen den Altar eindecken, über die Öl-und Brandspuren das weiße Altartuch legen, bin ich ganz gerührt. So muss es wirklich am Karfreitag gewesen sein, als den Freunden Jesu nichts anderes mehr blieb, als den geschundenen Leib vom Kreuz zu nehmen und alle Blöße, alle Wunden in ein Leintuch einzuhüllen. Das reine Weiß, die Stofflichkeit des Tuches, das behutsame Auflegen ist ein wenig wie Ostern, wie Auferstehung. Es beginnt in diesem Moment die Heilung. Welche Liebe steckt in diesem Dienst. Blöße und Wunde vorsichtig zu bedecken.

 

Die dritte Berührung ist eine Tastende. Der Bischof steht am Altar, er hat die Hände auf den Altar gelegt und die Kinder stehen um ihn herum. Sie kommen zögernd näher. Es ist fremd für sie, weil da ein Anderer heute steht, und zugleich vertraut, weil sie immer an den Altar dürfen. Plötzlich legt ein kleiner Junge seinen Kopf auf den Altar und schaut den Bischof mit großen Augen an. Er ruht, ohne Berührungsangst mit seiner Wange auf dem neugeweihten Altar und staunt und schaut. Bischof und Kind berühren beide den Altar, der eine mit seinen Händen, der andere mir ruhendem Haupt. Beide brauchen ihre Form der Altarberührung, um den für sie heiligen Moment zu erfassen.

 

Dieser Gottesdienst war mir ein großes Geschenk. Danke allen, die das heute ermöglicht haben.