Assisi 1
Erste Eindrücke
Erste Eindrücke: eine lange gewundene Straße, die wegführt. Weg von Assisi, weg von den Häusern, weg von den Autos. Hin zu zwei jungen Hunden, die uns stürmisch begrüßen. Einer Hand voll Feigen entgegenstreckt direkt vom Baum, saftig und süß. Hin zu einer Sonne, die am Versinken ist und die Täler mit Licht und Schatten modelliert.
Ein Tisch lang und breit vor dem Haus. Ein Feigenbaum groß und mächtig mit dunklen violetten Früchten. Große Schüsseln mit Pasta. Heller Wein im Glas, ein Wind der rüttelt und pfeift, ein Genießen, ein Erzählen, bis die Grillen einsetzen, die Sonne endgültig versinkt, und wir uns ins Haus zurückziehen an den großen Tisch, um die Komplet zu beten.
Bevor des Tages Licht vergeht, oh Herr der Welt hör dies Gebet. Die Lesung erzählt von Jesus und seinem Besuch in Nazareth. Was ihn geprägt hat, wer ihn geprägt hat, welche Erwartungen dort in Nazareth sich mit ihm verbinden. Er erfüllt die Erwartungen nicht, der Besuch in seiner Heimatstadt endet im Desaster.
Unser Blick geht über die Hügel und die Stille hinüber nach Assisi. Zu Franziskus. Seine Heimatstadt hat ihn geprägt. Friedrich II hat auf der Burg über Assisi das Ritterideal erlernt. Kein Wunder, dass Franziskus davon träumt Ritter zu werden. Seine Eltern haben Franziskus geprägt. Der Blick für das Schöne durch die edlen Stoffe mit denen der Vater gehandelt hat. Das Spiel mit der Sprache, die seine Eltern geliebt haben. Der Reichtum, der ihn sorglos und frei hat aufwachsen lassen.
Mit diesen Bildern von Jesus und seinem Besuch in Nazareth, mit dem was ihn geformt und geprägt hat. Mit den Erzählungen über Franziskus, was er von seinem Leben als junger Mensch sich erhofft und erwartet hat, geht es in die Nacht.
Was hat mich geprägt? Welche Erwartungen habe, hatte ich, haben andere?
Die Nacht ist still. Noch einmal kommen die Hunde holen sich ihre Streicheleinheiten. Allein die Grillen sind zu hören und Bruder Wind, der über Steineichen, Feigenbäume, Holunder und Rosmarin streift und pfeift und die Nacht würzt.