Brot in Asche gebacken

Impuls 3

Datum:
Fr. 28. Feb. 2020
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Bread and roses

Eine Heilige in Thüringen, eine russische Jüdin in Amerika, ein Dichter in New York, eine Gruppe von Schwulen und Lesben in London, Frauen der Bergarbeiter von Wales, eine Melodie von Joan Baez.

 

Als die heilige Elisabeth von Thüringen gegen den Willen des Adels Brot zu den Armen bringen will, wird der Korb kontrolliert. Was ist da drin? Mutig antwortet Elisabeth: Rosen. Als Heinrich das Tuch hebt, das die frischen Brotleibe bedeckt, sieht er tatsächlich Rosen.

Mit 21 Jahren gründet Rachel Schneidermann in der Hutfabrik, in der sie arbeitet, gegen allen Widerstand, eine Gewerkschaft der Arbeiterinnen. 1910 organisiert sie mit anderen Frauen den New Yorker Streik der Textilarbeiterinnen. Sie kämpfen nicht nur für gerechte Löhne und Arbeitsschutz, sondern auch dafür, dass die Frauen mit Migrationshintergrund denselben Lohn bekommen und dieselben Rechte bekommen, wie die weißen amerikanischen Frauen. Rachel Schneidermann hält eine flammende Rede und fordert: gebt uns Brot aber gebt uns auch Rosen. Give us Bread and roses.

James Oppenheim macht daraus ein Gedicht: bread and roses

in den siebziger Jahren wird dieses Lied von verschiedenen Liedermachern vertont. Brot und Rosen.

1984 kämpfen die Bergarbeiter von Wales einen aussichtslosen Kampf gegen die Auflösung ihrer Gewerkschaften und ihrer Rechte. Niemand unterstützt sie. Da macht sich eine Gruppe von Schwulen und Lesben auf den Weg nach Wales und bietet ihre Unterstützung an. Denn sie wissen, wie das ist, wenn man niemanden hat, der für einen kämpft und einen unterstützt.

Es sind die Frauen der Bergarbeiter, die die Unterstützung dieser bunten Gruppe aus London annehmen. In einem dramatischen Augenblick der Resignation, stimmt eine der Frauen das Lied: „bread and roses“ an. Dieses Lied gibt den Bergarbeitern, und den Schwulen und Lesben, noch einmal den Mut gibt, zu kämpfen. Am Ende werden sie tatsächlich einen Sieg erringen. Zum Dank sind bei der nächsten Demonstration der Schwulen und Lesben diesmal die Bergarbeiter aus Wales dabei. Die nun ihrerseits von überall her nach London fahren, und ihre Freunde unterstützen. Immer wieder singen sie: bread and roses

Wir brauchen beides: Brot und Rosen. Und es braucht immer wieder Menschen, die spüren, wann es an der Zeit ist, gegen alle Widerstände, für den anderen zum Brot und zur Rose zu werden.

Die Fastenzeit ist auch eine Zeit nicht nur das eigene Leben zu erneuern, sondern auch mutig eine Kirche zu erneuern, die mitunter glaubt zum Thema Brot und Rosen sei schon alles gedacht und gesagt. Die Frauen und Männer in den Gemeinden brauchen beides: Brot und Rosen.

 

„Wenn wir zusammen gehen, geht mit uns ein schöner Tag

durch all’ die dunklen Küchen, und wo grau ein Werkshof lag,

beginnt plötzlich die Sonne unsere arme Welt zu kosen

und jeder hört uns singen: Brot und Rosen! Brot und Rosen!

 

Wenn wir zusammen gehen, kämpfen wir auch für den Mann,

weil unbemuttert kein Mensch auf die Erde kommen kann.

Und wenn ein Leben mehr ist als nur Arbeit, Schweiß und Bauch,

wollen wir mehr: gebt uns das Brot, doch gebt uns die Rosen auch.

 

Wenn wir zusammen gehen, gehen unsre Toten mit.

Ihr unerhörter Schrei nach Brot schreit auch durch unser Lied.

Sie hatten für die Schönheit, Liebe, Kunst, - erschöpft - nie Ruh.

Drum kämpfen wir um’s Brot und wollen die Rosen dazu.

Wenn wir zusammen gehen, kommt mit uns ein bessrer Tag.

Die Frauen, die sich wehren, wehren aller Menschen Plag.

Zu Ende sei: dass kleine Leute schuften für die Großen.

 

Her mit dem ganzen Leben: Brot und Rosen! Brot und Rosen!“