Brot in Asche gebacken

Impuls 10

Datum:
Fr. 13. März 2020
Von:
Pfarrer Ronald Givens

In Autun, am Hauptportal der Kirche St. Lazare, stehen an der Eingangstür drei Geschwister: Lazarus, Maria und Marta. Die Freunde Jesus, die ihn in Bethanien oft beherbergt hatten.

Vor der Eingangstür ist eine große Halle. Sie wurde für die Kranken gebaut, besonders für die Leprakranken. Lazarus war im Mittelalter sehr verehrt als ihr Patron. Der Zugang zur Kirche war den Kranken verwehrt. Die Angst vor Ansteckung zu groß.

Vorhin saß ich mit den anderen Verantwortlichen für unsere Kirche hier in Viernheim beisammen und wir haben miteinander beraten, wie wir die Anordnungen unseres Bischofs umsetzen, mit denen die Kirche ihren Beitrag leistet, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen.

In dieser Runde regte einer der Teilnehmer an, dass es doch ein gutes Zeichen wäre, wenn zum Abendläuten um 18.00 Uhr jeder daheim beten würde. Wenn wir nicht am Sonntag zusammen kommen können um miteinander die Eucharistie zu feiern, dann könnten wir so beim Läuten der Glocken eine Gemeinschaft bilden, auch wenn jeder bei sich zu Hause oder unterwegs ist.

Das möchte ich gerne weitergeben. Um 12.00 Uhr und um 18.00 Uhr läuten die Glocken zum Engel des Herrn. Das Glockenläuten soll in der nächsten Zeit daran erinnern, dass wir Geschwister sind, die Brüder und Schwestern Jesu.

Bei Marta, Maria  und Lazarus ist Jesus, wenn er sich in Jerusalem aufhielt, eingekehrt, hat dort gewohnt, gegessen, hat dort Freundschaft und Zuneigung erfahren. Er hat auch erlebt wie unterschiedlich die drei sind, und er hat um seinen Freund Lazarus geweint.

Wenn wir um 12.00 Uhr und 18.00 Uhr innehalten und beten, dann laden wir Jesus ein, nach unseren Geschwistern zu schauen, besonders nach denen, die Angst haben, die krank sind, die unter den Einschränkungen leiden. Zugleich erinnern uns die Glocken daran, dass wir zusammengehören, dass jede Marta ihre Maria braucht und jeder Lazarus seine Schwestern. Jesus hat sich dort in Bethanien wohlgefühlt und ist eingekehrt, weil die Geschwister zusammen eine Gemeinschaft und Atmosphäre geschaffen haben, die ihm Zuhause war. Gemeinsam mit denen, die mit mir Verantwortung für unsere Pfarrei tragen, lade ich Sie ein beim Glockenläuten sich bewusst zu machen, es fehlt mir und es fehlt Christus etwas: meine Geschwister und das gemeinsame Brotbrechen in seinem Haus. Möge er uns sicher führen, bis wir uns wieder miteinander um seinen Tisch versammeln.

 

Heiliger Lazarus, Heilige Maria, Heilige Marta,

bewahrt meine Augen davor

sich zu gewöhnen

an die Abwesenheit meiner Schwestern und Brüder.

Bewahrt mein Herz davor

nicht mehr zu verlangen

mit meinen Geschwistern das Brot zu brechen.

Bewahrt meine Ohren davor

sich nicht mehr sich zu sehnen

nach den Liedern

gesungen mit denen,

die mir Schwestern und  Brüder sind,

Freunde Jesu.

Heiliger Lazarus, Heilige Maria, Heilige Marta,

Bittet für mich und für meine Schwestern und Brüder.

Amen.