Brot in Asche gebacken

Impuls 11

Datum:
So. 15. März 2020
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Brot in Asche gebacken – Fastenzeit 2020

 

Im Chorraum der ehemaligen Abteikirche des Klosters Maulbronn findet sich dieser prächtige Schlusstein. Maria und ihr Kind Jesus. Maria trägt ihre Krone auf dem Haupt, während Jesus seine Krone in der Hand hält. Es sieht so aus, als wolle er sie aus dem Bild herausreichen.

 

Eine Krone macht sichtbar, dass der, der sie trägt, eine besondere Würde hat. Eine Krone macht größer und  erhabener.

 

Im heutigen Sonntagsevangelium, schildert der Evangelist Johannes, die Begegnung zwischen Jesus und einer Frau am Jakobsbrunnen. Die Frau, die zum Wasser schöpfen an den Brunnen gekommen ist, wundert sich, dass Jesus sie anspricht. Zum Einen, weil sie eine Frau ist, zum Anderen, weil Jesus nicht nur ein Mann ist, sondern auch ein Jude. Die Frau ist eine Samariterin und weist darauf hin, dass es damals nicht üblich war, dass ein Jude eine andersgläubige Frau anspricht.

Diese Begegnung fügt sich in viele Jesus-Begegnungen, die ungewöhnlich sind. Da sind die Aussätzigen, die nicht einmal zu hoffen wagten, dass sie sich Jesus nähern dürfen, und er berührt sie. Der Zöllner Zachäus, der verwundert von seinem Baum herabsteigt, und sich niemals hätte träumen lassen, dass Jesus sein Haus betritt und bei ihm Mahl hält…. Durch alle vier Evangelien zieht sich wie ein roter Faden, dass Jesus mit denen spricht, mit denen niemand spricht. Dass Jesus die berührt, die niemand berührt. Das Jesus denen zuhört, denen sonst kein Gehör geschenkt wird.

All diese Menschen werden durch die Begegnung mit Jesus nicht nur überrascht, sondern vor allen Dingen verändert. Sie bekommen wieder Würde.

Im Laufe des heutigen Tages habe ich verschiedene Rückmeldungen bekommen, von Gemeindemitgliedern, die heute zu Hause gebetet haben. Den Engel des Herrn, im Wissen und Vertrauen, dass jetzt auch die anderen aus der Gemeinde, beten.

Corona schenkt auch Würde. Das Hausgebet in der Hauskirche macht deutlich, dass wir alle Priester sind. Dass wir alle Geistliche sind. Dass wir alle Himmel und Erde miteinander verbinden können. Bei allem Schmerz darüber, dass wir als Gemeinde heute nicht gemeinsam Eucharistie feiern, dürfen wir auch wahrnehmen, dass Kirche reich ist, an Geistlichen.

In der Taufe und in der Firmung, hat Jesus, wie auf dem Schlussstein, seine Krone an uns weitergegeben, damit wir glauben, was sein Geist in uns bewirken kann, wie groß und erhaben wir sind, wenn wir wie Jesus, Himmel und Erde verbinden. Gerade dort, wo Menschen viel zu lange gehört haben, dass diese Verbindung nicht von jedem geknüpft werden kann und nicht für jeden gilt.

Ich möchte diejenigen ermutigen, die im Glauben unsicher geworden sind, oder an den Bestimmungen der Kirche gelitten haben und leiden, jetzt in ganz besonderer Weise, beim Beten des Engel des Herrn, sich darüber zu freuen, dass in dieser Zeit, der Herr der Kirche, Jesus, deutlich und sichtbar macht, wie Kirche lebt und überlebt.