Brot in Asche gebacken

Impuls 12

Datum:
Mo. 16. März 2020
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Die 40 Tage der Fastenzeit erinnern an die 40 Jahre, in denen das Volk Israel auf dem Weg in die Freiheit des gelobten Landes war. Sie erinnern an die 40 Tage, die Elia durch die Wüste unterwegs zum Gottesberg Horeb war. Schließlich erinnern sie an die 40 Tage, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbracht hat.

Am Ende der 40 Jahre beginnt für die einstigen Sklaven Ägyptens der Aufbau eines eigenen Landes in Freiheit und in Treue zu Gott, der sein Volk durch die Wüste geführt hat.

Am Berg Horeb wird der Prophet Elia mit einem für ihn ganz neuem Gottesbild beschenkt. Die lange Wanderung durch die Wüste hat er gebraucht, um empfänglich für eine Seite Gottes zu werden, die er vorher nicht gekannt hat.

Jesus kehrt aus den Entbehrungen der Wüste mit einem gestärkten Bewusstsein für seine Berufung zurück. Er hat in der Wüste zwischen seinem Willen und dem Willen Gottes unterscheiden gelernt.

Die Stille und die Einsamkeit der Wüste, die Abwesenheit von Ablenkung und das Zurückgeworfen sein auf das eigene Ich waren für das Volk Israel, waren für Elia, waren für Jesus, nur schwer auszuhalten. Immer wieder waren sie nahe daran, an dieser wüsten Zeit zu scheitern.

Gott aber hat nicht nachgelassen, auf diese Zeit zu bestehen und zugleich hat er geholfen, diese Zeit zu überstehen.

Für viele ist die Zeit, die jetzt für uns angebrochen ist, so etwas wie das Hineingehen in die Wüste. Man spürt, dass es nicht einfach ist, dass es auch etwas Bedrohliches hat. Man ahnt, dass es anders ist, als alle anderen Zeiten und Wege und man hofft, dass Gott auch diesen Weg mitgeht.

Die Heilige Schrift bezeugt uns, dass Gott in besonderer Weise in der Wüste zu finden ist und dass er gerade den Weg durch die Wüste in besonderer Weise mitgeht. Die Heilige Schrift bezeugt auch, dass am Ende des Weges durch die Wüste, eine neue Art der Freiheit wartet: das Gottesbild verändert sich, die eigene Berufung sich klärt.

Ich kann verstehen, dass es viele gibt, die Angst haben vor dem Weg, der vor uns liegt. Die Bilder - beispielsweise aus Italien - machen auch Angst. Mose hatte Angst. Elia hatte Angst. Jesus hatte Angst.

Ich möchte uns ermutigen, darauf zu vertrauen, dass das Zeugnis der Heiligen Schrift wahr ist. Die Angst und die Erschöpfung gehören zum Weg dazu. Aber es gehört auch dazu: es fließt Wasser aus dem Felsen mitten in der Wüste. Der Engel, der Elias stärkt, gibt nicht auf. Es gehört auch zur Wüste, dass Jesus genug gute Worte in sich trägt, um sich richtig zu entscheiden.

All das haben wir auch: Wir haben unsere Gebete, die uns helfen, wenn die eigenen Worte und die eigenen Gebete vertrocknet sind. Ich muss nicht jedes Vaterunser, jedes Ave Maria und jeden Psalm tief innerlich beten können. Es reicht manchmal auch nur das Sprechen - voller Sorge und Angst. Das Gebet entfaltet aus sich eine Kraft, die die Seele tränkt. Wir haben unsere Schwestern und Brüder, die zum Engel des Herrn, mit uns gemeinsam beten und uns helfen den Weg zu gehen. Wir gehen nicht allein, auch wenn wir uns nicht am Sonntag gemeinsam versammeln. Und wir haben in den vergangenen Jahren - jeder auf seine Weise - erlebt, dass in uns eine Kraft des Glaubens wirkt, die wir selbst nicht machen, die aber da ist.

Ich wünsche uns, dass wir den Erzählungen der Bibel glauben und danach Ausschau halten:  Wo erlebe ich das, was Mose erlebt, was Elia erfahren, was Jesus gestärkt hat, in der derzeitigen Situation. Ich bin überzeugt, dass wir auch immer wieder staunen dürfen, wie Gott uns hilft, eine solche Wüstenzeit zu bestehen.

Ihr Pfarrer Givens