Brot in Asche gebacken

Impuls 14

Datum:
Mi. 18. März 2020
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Der Übergang ist fast nicht zu fassen. Gerade haben wir noch beraten, wie wir mit den Notfallplänen für unsere Kindertagesstätten und für die Ostertage umgehen. Jetzt stehe ich draußen. Die Sonne scheint. Es liegt Blütenduft in der Luft. Die Natur tut allen Sinnen gut. Der Frühling und zugleich die Nachrichten über die Corona-Pandemie passen irgendwie nicht zusammen.

Die Natur hat den Herbst und Winter überstanden. Sie hatte sich zurückgezogen und auf das Lebensnotwendigste beschränkt - inne gehalten. Im Vergleich zum Sommer und zur Ernte im Herbst hatten sich die Farben und die Fülle des Lebens stark reduziert.

Jetzt aber beobachte ich die Krähen in den Bäumen vor dem Pfarrhaus. Ein Nest nach dem anderen wird gebaut. In die noch kahlen Bäume bauen sie Nester für das neue Leben. An den Feldern blühen die Weißdorn-hecken. Es liegt eine intensive Blütenwürze in der Luft. Die Natur hat ihre Brach-und Ruhezeit überwunden. Sie zeigt, wie viel Kraft sie in der Ruhe gesammelt hat.

Für sehr viele Menschen ist das, was durch die Corona-Pandemie auslöst wird, eine schwere Belastung. Es gibt berechtigte Sorgen um den Arbeitsplatz, um die eigene Gesundheit, um die Familie, um Freunde. Es gibt auch eine geistliche Not.

Nicht wenige sehen darüber hinaus die Not der Flüchtlinge, die aus den Schlagzeilen verschwunden sind. Die vielfältige andere Not, die nach wie vor da ist, bekommt aber immer weniger Beachtung - je mehr Raum das Coronavirus einnimmt.

Die blühende Natur. Die nestbauenden Raben. Die Vögel, die am Morgen singen. Die zurückkehrenden Farben. Es ist für mich ein Geschenk. Sie erinnern mich daran, dass Gott uns versprochen hat, dass er treu ist. Wir werden auch diese Zeit überstehen. Die Brach- und Winterzeit, die das Coronavirus in unser ganzes Leben bringt, wird am Ende dem Leben weichen. Der Mensch, dem die Schöpfung Gottes anvertraut ist, wird auch Wege finden, wie das Leben wieder blühen und erstarken kann.

Jesus hat seine Jünger immer wieder daran erinnert, dass sie in ihren Sorgen nicht stecken bleiben sollen, sondern glauben dürfen, dass Gott um sie weiß.

Es könnte eine gute geistliche Übung sein, wenn wir beim Engel des Herrn (um 12.00 Uhr und um 18.00 Uhr) auch danken. Jeder Tag - und möge er noch so bescheiden gewesen sein - hat auch etwas für das ich danken kann. Es lohnt sich, inne zu halten und zu überlegen: Was hat mir gut getan? Was war schön? Was hat mich positiv überrascht? Wofür ich dankbar bin, ist das, was nicht selbstverständlich für mich ist. Es ist mir persönlich ein Zeichen, dass Gott um mich weiß, dass er mir gut ist. Er sendet mir einen Gruß vom Leben. Für mich sind es heute die duftende Weißdornhecke und die nestbauenden Raben.

Ihr Pfarrer Givens

 

Aus dem Evangelium nach Lukas - Kapitel 12:

Und er sagte zu seinen Jüngern: Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt!

23 Denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung.

24 Seht auf die Raben: Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keine Vorratskammer und keine Scheune; und Gott ernährt sie. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!

25 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern?

26 Wenn ihr nicht einmal etwas so Geringes könnt, warum macht ihr euch dann Sorgen um das Übrige?

27 Seht euch die Lilien an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.

28 Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!

29 Und darum auch ihr: Sucht nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und ängstigt euch nicht!