Dialogpredigt

"Grinsebacke" gegen "Heulsuse"

Datum:
Di. 21. Jan. 2020
Von:
Sandra Usler

Fastnachter feiern ökumenischen Gottesdienst in der Michaelskirche

Dialogpredigt zwischen Pfarrer Markus Eichler und Gemiendereferentin CHristina Feifer

„In diesem Jahr gibt es nichts zu lachen, du Grinsebacke“ fährt Christina Feifer ihr gegenüber an. Pfarrer Markus Eichler entgegnet: „So ein Unsinn, du Heulsuse!“ In der Dialogpredigt beim Fastnachtsgottesdienst schauen die Gemeindereferentin und der Pfarrer mit weinendem und lachendem Gesicht auf das Zeitgeschehen.

Die Viernheimer Fastnachter hatten zum gemeinsamen ökumenischen Fastnachtsgottesdienst eingeladen. Inzwischen ist es schon Tradition, dass sich die Narren der Großen Drei – immerhin ein Zusammenschluss der katholischen Jugend – und des Clubs der Gemütlichen während der Kampagne zum Fastnachtsgottesdienst treffen. Denn was in der närrischen Zeit mitunter vergessen wird: Ohne Kirche, ohne Christentum gäbe es keine Fastnacht. Diesmal war auch der Katholische Deutsche Frauenbund an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligt.

Zum Einzug der drei Vereine mit den Prinzessinnen Melanie I. und Viktoria I. sowie den Elferräten und der Große-Drei-Ehrengarde spielt die Band „Scivias“ zwar keinen Narhallamarsch, aber ein anderes Fastnachtslied: „Jeck Yeah“ von Brings bekommt statt Kölsch einen „Vernema“ Text und so werden die „Vernema Jecken“ besungen.

Zu Beginn vergleichen die Narren die typischen Symbole der Fastnacht mit dem Leben. Luftschlangen, die wie Beziehungen auch mal verworren sind, Girlanden, die wie die Verbindungen zwischen Menschen auch mal durchhängen, Luftballons, die verletzlich sind und platzen können oder Masken, die das wahre Ich der Menschen oftmals verstecken.

Das Lied „Halleluja“ von Brings dient als Impuls. „Fass dir ein Herz und sind Halleluja“ muntert der Text dazu auf, sich nicht unterkriegen zu lassen und das Schöne im Leben zu sehen.

Das greifen Christina Feifer und Markus Eichler ich der Dialogpredigt auf. Die Gemeindereferentin sieht alles nur negativ: „Alles ist aus den Fugen geraten – das Rathaus ist kaputt, die Auferstehungskirche hat einen Dachschaden, die Pfarrer werden weniger, in die Marienkirche soll eine Kita ziehen“, zählt das „weinende Gesicht“ auf, während die Gottesdienstbesucher sogar lachen müssen. Der Pfarrer ist dagegen positiv gestimmt und sagt, warum man lachen soll: „Verne hat so tolle Vereine und pflegt seine Fastnachtstradition so richtig, außerdem gibt es eine neue Städtepartnerschaft, oder den Dialog der Religionen oder die Klimapatenschaft mit Burkina Faso.“

Am Ende erkennen beide: „Unsere Sicht auf die Dinge sind beide wichtig“. Ernst und Tränen sind heilsam und nützlich, bewahren vor der Oberflächlichkeit und machen mitfühlend und sensibel. Lachen vertreibt die blinde Wut und zeigt auf, sich manchmal nicht zu ernst zu nehmen, sich nicht in Launen und Konflikten zu verrennen.

In den Fürbitten schließen Große Drei, CdG und Frauenbund alle ein, die Fastnacht feiern und gestalten, die während der närrischen Tage arbeiten müssen, denen nicht zum Lachen zumute ist und alle die, das bunte Treiben nicht mehr miterleben können. Am Ende des Gottesdienstes bedankt sich der CdG-Vorsitzende Karl Reuter, stellvertretend für die drei Vereine, bei Christina Feifer und Markus Eichler für die Vorbereitung und die Feier des Gottesdienstes. Und natürlich gibt es für den Pfarrer und die Gemeindereferentin auch den jeweiligen Jahresorden von den Prinzessinnen.