Die Kirche muss sich demokratisieren

Nachlese: Offenes Franziskanisches Treffen

Datum:
Mi. 12. Sep. 2018
Von:
Kristin Wolz, OFS
Jüngst fand wieder das offene Franziskanische Treffen im Pfarr- und Jugendheim an der Marienkirche statt.

Entlang der nachfolgenden Thesen kamen wir miteinander in tiefe Gespräche. Immer wieder ist es gut und „beruhigend“, wenn wir unsere Gedanken in der Vesper (mit dem franziskanischen Gotteslob) in den großen Strom des Betens einfließen lassen. Und wie so oft, unterstrich die Predigt in der anschließenden Messe wesentliche Akzente unseres  Gedankenaustauschs – Zufall?

I
Demokratie ist in der Bibel nicht thematisiert (Antike Staatsformen waren sehr ungleich: Sklaven, Frauen, Kinder....). Insgesamt sind Bibeltexte nicht besonders an Staatsformen interessiert.

II Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Demokratie in Staat und Kirche
Unterschiede:

  1. Der Auftrag der Kirche ist die Verkündigung des Evangeliums und steht außer jeder Diskussion.
  2. Kirchenleitung ist immer geistliche Leitung und wesensmäßig gottesdienstlich.
  3. Kirche bemüht sich gewaltfrei sein.

Gemeinsamkeiten:

  1. Kirche ist als Volk unterwegs (Priestertum aller Gläubigen).
  2. Menschen können Schuld auf sich laden (Wagnis der Mehrheitsentscheidung, denn auch die Mehrheit kann sich irren), deswegen sollte „Macht“ begrenzt werden.
  3. Kirche bietet offene Räume (jeder darf kommen) und sollte transparent sein.
  4. Kirche ist immer unterwegs – unterliegt Veränderungen.

Zusammenfassung:
„Dient die Demokratie der Menschenwürde und den Menschenrechten als ihren obersten Prinzipien? Dann erfüllt sie ihren Auftrag.
Dient die Kirche der Ehre Gottes und dem Wohl der Menschen? Und trägt sie dazu bei, die freie Gnade Gottes auszurichten an alles Volk? Dann erfüllt sie ihren Auftrag – auch wenn sie in ihrem Inneren keine Demokratie ist.“ (Quelle s.u.)

III
Aus den Regeln des OFS, Artikel 18

  1. Die Mitglieder des OFS sind berufen, einen eigenen Beitrag zur Kultur zu leisten, in der die Würde der menschlichen Person, die gegenseitige Verantwortung und die Liebe gelebte Wirklichkeit werden. Dabei orientierten sie sich an der Person und Botschaft des hl. Franziskus von Assisi (Regel 13)
  2. Sie bemühen sich, die wahren Fundamente einer universalen Zusammengehörigkeit zu vertiefen und überall eine Haltung gegenseitiger Achtung und eine Atmosphäre der Geschwisterlichkeit zu schaffen. Sie wenden sich entschieden gegen jede Form der Ausbeutung, Diskriminierung...
  3. Sie arbeiten zusammen mit den Bewegungen, die sich für Geschwisterlichkeit unter Völkern  einsetzen; sie bemühen sich, für alle Menschen würdige Lebensbedingungen zu schaffen und setzen sich für die Freiheit aller Völker ein.
  4. Bewahrung der Schöpfung und arbeiten mit denen zusammen, die sich sowohl für den Stop der Verschmutzung und Herabsetzung der Natur einsetzen als auch für die Schaffung solcher Lebensumstände und einer Umwelt, die nicht zu einer Bedrohung der menschlichen Person werden.

Zusammengefasst hielten wir fest: Auch wir sind gefordert (und legitimiert), Stellung in unserem Alltag zu beziehen und das heißt, „demokratische Prozesse“ innerhalb und außerhalb der Kirche zu unterstützen. Das ist ein weites Aufgabenfeld, und wir wollen ein Puzzleteil sein. Was das konkret heißt, werden wir beim nächsten Treffen detaillierter planen können.

Quellen:

  • Hrsg: Nationalvorstand des OFS Deutschland. Regel, Konstitutionen und Rituale des OFS. 2004  
  • Deutsches Pfarrerblatt - Heft: 9/2013 (http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/index.php?a=show&id=3448)


Unser nächstes Treffen findet am 13. Oktober um 16 Uhr im Pfarr- und Jugendheim statt. Thema: Ökumene.