Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Bilder zu den Hoffnungsworten

Datum:
Mi. 10. März 2021
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ Psalm 31 Vers 9

 

Die Hoffnungsworte für die nächste Woche in der diesjährigen Fastenzeit sucht diesmal Herr Diakon Titus Brößner für uns aus. Wie in den ersten Wochen der Fastenzeit, so wird es auch an diesen folgenden sieben Tagen sein: Nur ein Wort.

Für die Bilder für die kommenden sieben Tage muss man den Kopf in den Nacken legen und den Blick zum Himmel heben. Es sind Bilder von Wetterfahnen auf sieben verschiedenen Kirchtürmen.

Es gibt Gestalten in der Bibel, die nehmen nur wenig Erzählraum ein. Ein paar Zeilen in diesem dicken Buch, verschwindend wenig. Um so erstaunlicher wie sie sich im Herzen des Lesers entfalten können. Eine dieser biblischen Randfiguren, die mein Herz erobert hat, ist der Ratsherr Nikodemus.

Es gibt ein kleines Büchlein von dem von mir geschätzten verstorbenen Erzbischof von Mailand Kardinal Carlo M. Montini. In Jerusalem freundet er sich mit Georg Sporschill an, der sich um drogenabhängige Jugendliche und um Straßenkindern in Rumänien gekümmert hat. Miteinander ringen die beiden in langen Gesprächen um ihren Glauben an Gott und was es für sie bedeutet Teil der Kirche zu sein. In dem lesenswerten Büchlein „Jerusalemer Nachtgespräche“ dokumentieren sie ihr Ringen.

Der Titel des Büchleins erinnert an den Ratsherren Nikodemus. Als Jesus sich in Jerusalem aufhält, kommt Nikodemus heimlich in der Nacht zu Jesus, um mit ihm über den Glauben zu sprechen. In diesem Nachtgespräch sagt Jesus zu Nikodemus: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.“ (Johannes 3, 8)

An diesen rätselhaften Satz, den auch Nikodemus nicht versteht, musste ich denken als ich die Bilder von den Wetterfahnen zusammengestellt habe. Ganz am Ende des Johannes Evangeliums taucht dieser Nikodemus noch einmal auf. Diesmal am helllichten Tag. Er hat keine Angst mehr, dass man ihn mit Jesus in Verbindung bringt. Gemeinsam mit Josef von Arimathäa und den Jüngerinnen sorgt er für ein würdiges Begräbnis für Jesus. Er ist freigeworden von seiner Angst. Mutig bekennt er sich mit diesem Dienst zu Jesus. Der rätselhafte Satz, ist in seinem Leben Wahrheit geworden, der Heilige Geist hat wie ein Sturm etwas Neues und bisher nicht zugetrautes in Bewegung gebracht und ermöglicht: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.“

Nikodemus redet mit Jesus nicht über die Religion des Judentums, sondern wie man ein gläubiger Jude sein könnte. Martini und Sporschill reden in ihren Nachtgesprächen nicht über die Kirche und das Christentum, sondern wie man ein gläubiger Christ in der Kirche sein könnte. Der Heilige Geist hilft ihnen ihre die Fahne nicht nach dem Wind zu hängen, sondern einander zugewandt mutig zu ergründen, was Gott ihnen zutraut.

Darum habe ich die Wetterfahnen ausgesucht. Jeden Tag legen einige aus unserer Gemeinde zu dem täglichen Hoffnungswort ihr persönliches Hoffnungs-Wort dazu. Sie diskutieren nicht, sondern geben sich. Jedes Wort kann so zur Ermutigung für den Glauben werden. Es zeigt an, dass jemand ausspricht was Gottes Geist in ihm in Bewegung gebracht hat. Es ist kein Monolog, sondern ein sehr langes und intensives Gespräch, bei dem jede nur ein Wort spricht und noch genug Raum lässt, für das was der oder die andere dazu zu sagen hat.

Auch in dieser Woche steht jedes Wort für sich. Ein Hoffnungswort für jeden Tag. Die Fotos stehen ebenfalls für sich. Ohne gewollten Bezug zum Bild. Das Wort des Psalms gilt auch hier: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Gerade der Blick hinauf auf den Kirchturm macht deutlich wieviel Raum Gott uns geschenkt hat.

Danken möchte allen, die damit begonnen haben, die Hoffnungsworte zu gestalten. Für unsere Hoffnungs-Ausstellung nach Ostern. Dieser Tage hielt ich einen Kieselstein in Händen, ganz bunt ummalt und darauf in schönster Schrift das Hoffnungswort. Wir kostbar dieser Kiesel geworden ist!

 Gute weitere sieben Tage in dieser Fastenzeit!

Ihr

Pfarrer Ronald Ashley Givens