Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Bilder zu den Hoffnungsworten

Datum:
Do. 25. März 2021
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ Psalm 31 Vers 9

 

Die Hoffnungsworte für die nächste Woche in der diesjährigen Fastenzeit sucht Gemeindereferentin Christina Feifer für uns aus. Wie in den ersten Wochen der Fastenzeit, so wird es auch an diesen folgenden sieben Tagen sein: Nur ein Wort.

Die Bilder der kommenden sieben Tage sind „haptische“ Bilder. Wir begreifen, befühlen sie mit unseren Händen. Es sind Bilder von Türklinken. Die Türen, zu denen sie gehören, öffnen oder schließen sich für Kirchen, Wohnhäusern oder auch Museen. Das Foto der Türklinke in Vogelform habe ich gar nicht so weit von hier gemacht. Am Eingangstor zum Schwetzinger Schloss kann man diese Klinke drücken. Andere Türen stehen in Südengland oder in Barcelona, in Köln oder Münster.

Die Hoffnungswörter sind den Türklinken gar nicht so unähnlich. So ein Hoffnungswort kann in meinen Gedanken eine Tür öffnen und es purzeln Bilder und andere Wort heraus. Selbst wenn ein Hoffnungswort mir erst einmal verschlossen bleibt, dann ist doch meist so, dass die anderen Hoffnungswörter, die im Laufe des Tages auf dem Padlet dazu kommen, mir einen Zugang eröffnen.

Für die Mönche und Nonnen der Orthodoxie ist so ein Hoffnungswort das Wort „Jesus Christus“. Es ist ihre Türklinke zum eigenen Herzen. Unzählige Male am Tag verbinden sie den Namen „Jesus Christus“ mit ihrem Atem. Beim Einatmen durch die Nase beten sie still „Jesus“ und beim Ausatmen beten sie in Gedanken oder sehr leise sprechend „Christus“. Begonnen aber hat es anfangs mit dem einen Wort „Jesus“, das einfach in  zwei Teile aufgeteilt wurde Je-sus, so dass der Atem ruhig und lang auf diesem Hoffnungswort strömen kann.

Als ich vor vielen Jahren das sogenannte Herzensgebet kennengelernt habe, war ich fasziniert. Gerade weil man es immer und überall praktizieren kann. In diesen Tagen habe ich gemerkt, dass es ideal ist wenn ich bei Zoom-Konferenzen lange auf den Bildschirm starren und zuhören muss, dass das Herzensgebet eine Hilfe ist, um gut hören und aufmerksam die Gesichter der anderen betrachten zu können. Das Herzensgebet macht eine Zoom Sitzung gelassener.

Türklinken sind ganz unterschiedlich. Meist schenken wir ihnen sehr wenig Beachtung. Sehr schnell fühlen wir aber, wenn eine Klinke nicht taugt. Weil sie unförmig in der Hand liegt, oder nicht wirklich hilft, die Tür zu öffnen. Umgekehrt gibt es Türklinken, die schmeicheln der Hand, die bieten Sicherheit dem Griff oder sie lassen staunen, weil sie so schön sind.

Das Herzensgebet hilft einen ruhigen Zugang zum eigenen Herzen zu bekommen und zu dem, der in unseren Herzen Wohnung genommen hat: Gottes Heiliger Geist. Zudem ist das Herzensgebet auch eine Übung zur Unterscheidung der Geister. Ein ruhiges Herz spürt intuitiv ob eine Begegnung, ein Gespräch, eine Nachricht, ein Sichtweise meiner Seele gut tut, ob ich da eine Türklinke in die Hand genommen habe, die sich gut anfühlt, die ermutigt dem Anderen Raum zu geben.

Der Name „Jesus“ mit dem Atem gebetet, hilft meinem Herzen zu spüren, ob ich diese Türklinke drücken sollte oder ob es für meine Seele besser ist, diese Türe zu schließen oder gar nicht erst zu öffnen.

Es gibt aber auch Türklinken, die nehmen wir nur mit einem schweren Herzen in die Hand. Die Tür zum Krankenhaus, zum Wartezimmer, zum Arztgespräch. Jeder kennt solche Türklinken. Mir hilft das Herzensgebet um Mut zu fassen. Es hilft mir Gott zu bitten, dass er mein Herz stark macht, auch wenn die Knie wanken.

Ich habe die sieben Bilder von Türklinken ausgesucht um Sie in dieser Woche einzuladen Hoffnungswörter einmal zu atmen. Bewegen sie das Hoffnungswort des Tages mit ihrem Atem. Ruhig und tief das Wort ausatmen und langsam und bewusst es wieder mit dem Atem ausströmen lassen. Es wird Wörter geben, die leicht und einfach das Herz öffnen, und andere werden vielleicht erst nach vielen Atemzügen etwas öffnen.

Auch in dieser Woche steht jedes Wort für sich. Ein Hoffnungswort für jeden Tag. Die Fotos stehen ebenfalls für sich. Ohne gewollten Bezug zum Bild. Das Wort des Psalms gilt auch hier: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Gerade der Blick hinauf auf den Kirchturm macht deutlich wieviel Raum Gott uns geschenkt hat.

Danken möchte allen, die damit begonnen haben, die Hoffnungsworte zu gestalten. Für unsere Hoffnungs-Ausstellung nach Ostern.

Gute weitere sieben Tage in dieser Fastenzeit!

Ihr

Pfarrer Ronald Ashley Givens

 

P.S. Wenn Sie mehr über das Herzensgebet erfahren möchten, dann gibt es zum einen das sehr lesenswerte Büchlein: „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“ von Abt Emmanuel Jungclaussen oder die Bücher zum Ruhegebet von Peter Dyckhoff (https://www.youtube.com/watch?v=GmwAEKHI1tE)