Durchkreuzt 10

Er lag auf der Intensivstation. Um ihn die Monitore, die Schläuche, Kabel, weiße Bettdecke. An seinem Handgelenk: ein dünnes, buntes Bändchen. Ein sogenanntes Freundschaftsbändchen. In dieser Umgebung fällt es auf. Ich frage ihn, wer es ihm umgebunden hat?

Er erzählt. Er wollte das bunte Bändchen nicht. Er war mit der Familie im Urlaub. Auch die erwachsenen Kinder dabei. Auf dem großen Platz der Stadt, in der sie waren, konnten sie sich der Afrikaner nicht erwehren, die ihnen die Bändchen umbanden. Natürlich ein Händlertrick. Eh er sich versah, hatte er das Bändchen.

Jetzt ist es ihm kostbar. Auf der Intensivstation ist kein Platz für Bilder, für Persönliches. Es stand nicht gut um ihn. Das Bändchen hat ihm die Familie ins Zimmer gebracht. Dieses bunte Band ums Handgelenk, war so wichtig wie die Infusionsschläuche. Es hat ihn mit der Liebe verbunden.

Die Liebe sucht eigene Wege zu uns. Sie durch-kreuzt mit ihren Zeichen unseren Alltag. Heute achte ich darauf welche Zeichen mir heilige Zeichen der Liebe geworden sind.

Lk6,38: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken;…“