Durchkreuzt 31

Am Beginn der Messe stehe ich vor dem gebundenen Altar und überlege wann der richtige Zeitpunkt ist, die Fesseln des Altares wieder zu lösen? Zum Abendmahlsamt? Am Karfreitag? In der Osternacht?

Zwei Stunden später stehe ich vor der Domsakristei. Ich möchte die Heiligen Öle abholen. Ich musste mich mit der Fahrt nach Mainz beeilen, damit ich in der angegebenen Ausgabezeit da bin. Ich bin rechtzeitig da, aber die Tür ist verschlossen. Eigentlich habe ich keine Zeit zum Warten. Jetzt muss ich warten.

In dieser Woche lässt Jesus seine Zeit durch-kreuzen. Von Judas, von den anderen Jüngern, von Pilatus, dem Hohen Rat. Eigentlich hat er keine Zeit mehr. Sein Leben wird Stunde um Stunde kürzer. Jesus hat den Tod vor Augen und lebt so, als hätte er alle Zeit der Welt.

Es ist noch nicht die Zeit den Altar wieder zu entbinden. Zumindest ich bin noch zu sehr an meine Zeit gebunden. Mein Herz hat noch nicht verstanden, dass mir dort am Altar alle Zeit der Welt geschenkt wird.

Ich versuche heute meine Zeit zu entbinden.