Ein Brief

zur dramatischen Entwicklung im Heiligen Land

Datum:
Di. 24. Okt. 2023
Von:
Dorothea Busalt

In diesen Tagen kam Post von den Salvatorianerinnen, die u.a. das Altenpflegeheim in Beit Emmaus und die Salvatorschule in Nazareth leiten.

Viele aus unserer Gemeinde kennen Schwester Hildegard und Sr. Klara von ihren Besuchen während der Fahrten ins Heilige Land.

Hier der Wortlaut des Briefes:

Kerpen, 16. Oktober 2023

Lieber Herr Pfarrer Dr. Givens,

Ich schreibe Ihnen heute auch im Namen von Sr. Hildegard und Sr. Klara. Mit beiden Schwestern und den Einrichtungen im Heiligen Land, dem Altenpflegeheim in Beit Emmaus und der Salvatorschule in Nazareth, sind Sie eng verbunden.

Viele von Ihnen haben nach den schrecklichen Ereignissen der vergangenen Woche versucht, Kontakt aufzunehmen, was zurzeit sehr schwierig ist. Die Situation in Israel und im Westjordanland ist nach den brutalen Terrorakten der Hamas auch für die Einrichtungen der Salvatorianerinnen unübersichtlich. Die Schwestern stehen in engem Kontakt mit den Botschaften und anderen Organisationen vor Ort, um sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten.

Doch bei allen Überlegungen gilt: Wirt schützen alle Menschen in unseren Einrichtungen, unsere Mitarbeitenden und uns selbst. Und wir führen unsere humanitäre Hilfe unbedingt weiter. Wenn es uns möglich ist, werden wir sie sogar intensivieren und weiter ausbauen. Es ist unser ureigener Auftrag, bei den Menschen zu sein.

In Israel sind die Schulen geschlossen, so auch in Nazareth. Am Telefon berichtet Sr. Klara, dass- wie schon in Corona-Zeiten- ab sofort der Online Unterricht wieder Aufgenommen wird. Sie selbst konnte nach einer schwierigen Operation in der Hadassa -Klinik in Jerusalem das Krankenhaus am ersten Tag der Hamas Attacken verlassen und zwischen mehrmaligem Luftalarm nach Nazareth zurückkehren. Es geht ihr täglich besser, sie sitzt bereits wieder am Schreibtisch.

In Emmaus können sich die Schwestern nur in unmittelbaren Umfeld bewegen und versorgen. Fahrten in andere Orte und nach Jerusalem sind nicht möglich. Das Westjordanland ist abgeriegelt. Auch dort heulen die Sirenen, wenn Raketen der Hamas abgefeuert wurden. Doch Schutzräume gibt es in palästinensischen Dörfern kaum.

Einzelne Raketen sind bereits in der Umgebung von Emmaus eingeschlagen. Nazareth, das im Kernland Israels liegt, ist zwar nicht von Angriffen betroffen, doch im Norden des Landes wächst die Angst vor einer Ausweitung des Konfliktes. Aus dem Libanon gab es bereits Beschuss und erste Auseinandersetzzungen.

Die Menschen im Heiligen Land haben schon vieles erlebt: Kriege, Aufstände und Terror. Doch die jetzigen Bilder brutaler Gewalt und Gräueltaten führen zu einem lähmenden Entsetzen. Langsam wird die Ahnung zur Gewissheit: Das Zusammenleben in Israel wird sich grundlegend ändern. Die bisherige Hoffnung auf eine bessere und friedliche Zukunft ist in Frage gestellt. Das macht den Menschen Angst. Diese Angst lähmt eine ganze Gesellschaft. „Schockstarre“ – dieses Wort beschreibt wohl am besten, wie das Leben in Israel zum Erliegen kommt.

Inmitten dieser Ungewissheit sind und bleiben wir Salvatorianerinnen an der Seite der Menschen. Wir leben in guten Tagen mit ihnen und lassen sie nicht allein, wenn es schwierig wird. Mit unserer Arbeit verfolgen wir keine politische Agenda. Wir leben im Vertrauern auf Gottes Geist und Gegenwart. Wir bringen die frohe Botschaft, dass Gott jedem Menschen Heil schenkt, zu denen, die im Dunkeln sind. Diese Hoffnung und dieses Licht brauchen die Menschen, braucht das Heilige Land; damit die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit nicht endgültig versiegt.

AM Ende der Militäroperation werden wir wohl erkennen, dass es keinen Sieger geben kann. Denn zu viele Menschen sind schonheute gestorben, zu viele Familien trauern und leiden, zu viele haben die Chance auf eine bessere Zukunft verloren. Der weg in eine Normalität wird für alle schwierig. Diejenigen, die schon jetzt am Rande der Gesellschaft stehen, werden mehr denn je unsere Hilfe benötigen.

Wir bitten Sie, die Sie unsere Arbeit ermöglichen, nicht nachzulassen. Begleiten Sie uns und die Menschen im Heiligen Land mit Ihrem Gebet. Bitte unterstützen Sie uns auch finanziell, denn eine Spende für die Salvatorianerinnen im Heiligen Land ist weiterhin eine Spende für das Leben und unser Bemühen um Gerechtigkeit und Frieden.

Ich danke Ihnen und grüße Sie herzlich

Ihre Ursula Schulten – Salvatorianerinnen weltweit

 

Spenden sind möglich über:

Salvatorianerinnen im Heiligen Land

Kreissparkasse Köln
DE87 3705 0299 0152 0006 60

Stichwort: Salvatorschule Nazareth

oder:

Salvatorianerinnen weltweit

Kreissparkasse Köln
DE29 3705 0299 0152 0033 53

Stichwort: Beit Emmaus