Fastentuch zum Jahr der Barmherzigkeit

Datum:
Do. 11. Feb. 2016
Von:
Ronald Givens
Seit Aschermittwoch hängt in unseren beiden Kirchen das neue Fastentuch zum Jahr der Barmherzigkeit.

"Vielleicht kehrt er um und es reut ihn und er läst Segen zurück". Dieser Satz, der in der Lesung aus dem Buch Joel (Joel 2,12-18) verborgen ist, ließ mich aufhorchen, als er am Aschermittwoch im Gottesdienst von der Lektorin vorgetragen wurde. Es geht nicht um die Umkehr von uns, sondern um die Umkehr Gottes. Von Gott ist da die Rede, von der Hoffung auf seine Umkehr, seine Reue.

Unerwartet ist dieser Gedanke am Beginn der heiligen vierzig Tage zur Vorbereitung auf das Osterfest. Am Ende der Fastenzeit wird sich das Wort aus dem Buch Joel erfüllt haben. Gott kehrt in Jesus Christus für uns stellvertretend um, er nimmt unsere Schuld so auf sich, als wäre es seine, er bereut so, als wäre es unsere Reue und läßt mit dem Osterfest, dem Auferstehungsgeschenk für uns, seinen Segen zurück. 

Es ist gut über einen solchen Satz zu stolpern. Sich zu erinnern: Gott ist anders als ich ihn mir ausmale, er handelt anders, als ich es erwarte. Gott entzieht sich meinen Planungen und Theorien, meinen Ordnungssystemen. Es ist gut, dass dieser Satz mich inne halten lässt, mich ausbremst, wenn ich selbstverständlich Kreuz, Erlösung, Vergebung, Auferstehung in den Mund nehme. Gott hat sich das was kosten lassen: sein Leben als Jesus Christus.

Darum hängen nun die beiden neuen Fastentücher in unseren Kirchen. Mein Blick soll stolpern. Der vertraute Blick auf das Kreuz, auf Jesus Christus, zum Tabernakel, zum Hochaltar ist mir genommen. All das, was da so kunstvoll geschaffen worden ist, was mir durch unzähliges Sehen gewöhnlich geworden ist, hat Gott einmal was gekostet, als er der Mensch Jesus Christus war, sein Leben. 

Mein Blick stolpert. Ich bleibe jetzt hängen bei den Buchstaben auf dem Fastentuch. Dazwischen die Zahl "7". Wenn ich geduldig buchstabiere Zeile für Zeile, dann lese ich auf dem Fastentuch die sieben Werke der Barmherzigkeit.

Bis Ostern wird das so sein, wird mein Blick stolpern. Am Karfreitag werde ich hören, was es ihn gekostet hat, nicht länger zu warten, zu hoffen, zu bitten, dass ich mein Herz Gott dem Vater so zuwende und ihn so liebe wie Jesus es getan hat, sondern er es schon für mich vorwegnehmend getan hat.

Die Fastentücher sind eine Einladung so barmherzig und großzügig durch die sieben Werke der Barmherzigkeit zu handeln, wie er es im Blick auf mich getan hat und so zum Segen zu werden in diesen 40 Tagen der Umkehr.