Fronleichnamsprozession 2018: „In Christus - eine neue Schöpfung“

Datum:
Mi. 6. Juni 2018
Von:
Sandra Usler
„Barcelona“, „Pelle“, „Kayova“: In der Rathausstraße entsteht eine besondere Landkarte. Zu den heiligen Orten, die in der Bibel erwähnt werden, schreiben die Viernheimer mit bunter Kreide die Orte, an denen sie persönlich Gottes Gnade und Gegenwart gespürt haben. So steht Jerusalem, Bethlehem, Nazareth in einer bunten Wortwolke mit Rom, der Nordsee, einem Krankenhaus, dem Zuhause oder eben einfach Viernheim.

Die katholische Kirche feierte gestern das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, im Volksmund besser als Fronleichnam bekannt, an dem die Freude über die Gegenwart Jesu in die Stadt getragen wird.

Zur Prozession versammeln sich die Gläubigen auf dem Bolzplatz in der August-Bebel-Straße. Die Pfarrei Johannes XXIII. und die Gemeinde St. Hildegard-St. Michael haben je eine halbe gebrochene Hostie dabei: „Es steht für alles, was die Menschen trennt“, erklärt Pfarrer Dr. Ronald A. Givens, „und dafür, dass sie sich ergänzen.“ In der Monstranz werden die Hostienteile nämlich zusammengefügt, und Jesus Christus, der eucharistische Herr, wird zur ersten Station getragen. Dort wird das diesjährige Thema „In Christus  - eine neue Schöpfung“ umgesetzt. Am Brunnen in der Blauehutstraße steht das Franziskus-Kreuz als Zeichen der Gegenwart Gottes und des Heils der Schöpfung. So, wie Franziskus die Schöpfung in den Blick nahm, geht der Gedanke der Gläubigen hinaus in die Welt: nach Afrika, wo Raubbau an Rohstoffen betrieben wird, in den Osten, wo Bürgerkriege herrschen, nach Westen, wo Wirbelstürme die Länder zerstören und in den Norden, wo Gletscher schmelzen und Plastikmüll die Meere verschmutzt. Symbolisch für den Blick in alle Himmelsrichtungen werden vom Brunnen mit der Monstranz aus bunte Bänder gespannt. „Eine Idee verändert das Angesicht der Erde, Gottes Schöpfung wird geheilt“ beten die Christen für die Hilfsorganisationen, die sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen.

Nach der Station der Heiligen Orte kommen die Prozessionsteilnehmer zur Eucharistiefeier an der Apostelkirche zusammen. Pfarrer Dr. Ronald A. Givens, Pfarrer Angelo Stipinovich, Pfarrer Erhard Schmitt und Kaplan Christian Kaschub brechen das Brot. „Es ist heute keine Hostie, die rund und glatt ist“, führt Pfarrer Givens aus, „das Stück Brot hat Ecken und Kanten, genau wie wir Menschen.“ Und so unterschiedlich wie die Blüten, die den großen Blumenteppich vor dem Hauptportal zieren , seien auch die Menschen, die den Leib Christi empfangen.