Heiliger Abend

Predigt zum Heiligen Abend

Datum:
Sa. 24. Dez. 2022
Von:
Pfarrer Ronald Ashley Givens

Beinahe wäre es nicht zustande gekommen. Obwohl jede und jeder wusste, wie können uns keinen Tag mehr erlauben, an dem eine Art von Pflanzen, eine Art von Tieren ausstirbt, wäre Montreal beinahe gescheitert. Die Schöpfung braucht alle. Jedes noch so kleine Lebewesen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen, um zu überleben. Am Ende war die Erleichterung groß, dass man sich in Montreal auf ein Artenschutzabkommen geeinigt hat.

Wohl kaum eine oder einer von uns dreht daheim am Thermostat der Heizung oder steht unter der Dusche, ohne die Nachrichten in den Ohren zu haben, wie Putin die Stromversorgung, die Wärmeversorgung, die Wasserversorgung der Ukraine zerstört.

In jeder Tagesschau, in jeder Nachrichtensendung hören und sehen wir, dass wir Menschen nicht nur der Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren, nicht nur der Schöpfung zur Gefahr geworden sind, sondern auch der eigenen Art. Fassungslos sehen wir, wozu der Mensch dem Menschen fähig ist. Nicht nur im ganz Großen, sondern auch in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in unserer Kirche.

So wie Montreal das Artenschutzabkommen der Menschen für die Mitschöpfung geworden ist, so ist Bethlehem das Artenschutzabkommen Gottes für uns Menschen. In Jesus zeigt Gott, wie er es sich vorgestellt hat, wie wir Menschen sein können. Im Kind von Bethlehem zeigt Gott von Anfang an, wie er sich uns vorstellt. Jesus wird vorleben wie gut es ihm getan hat in Josef einen Mann gefunden zu haben, der zu ihm Ja sagt, ihm zum Vater wird, weil er annimmt und beschützt. Die Schutzlosigkeit seiner schwangeren Mutter Maria macht ihn Lebenslang sensibel für Menschen, die schutzlos und unsicher sind. Jesus lebt uns vor wie Gott es sich vorgestellt hat, wie wir miteinander reden, wie wir einander zum Nächsten, zur Nächsten werden. Das Kind von Bethlehem ist das Artenschutzabkommen für uns Menschen.

Darum sind wir Christen. Trotz all dem was der Mensch dem Menschen im Kleinen und im Großen angetan hat und antut, legen wir Zeugnis davon ab, dass wir glauben, dass Jesus uns vorgelebt hat, vorgeglaubt hat, dass es möglich ist, ein guter, ein gerechter, ein liebender Mensch zu sein. Christen bezeugen, dass Gott Mensch wird um den Menschen zu schützen. Für die Delegierten von Montreal begann mit der Abreise aus Kanada die eigentliche Arbeit. Das Papier, das Abkommen umzusetzen, mit Leben zu füllen. Wenn wir heute aus dem Gottesdienst als Gesegnete hinausgehen, als Delegierte Gottes, dann beginnt unser Zeugnis. In der eigenen Familie, am Arbeitsplatz, im Gespräch mit anderen, in der politischen und kirchlichen Gemeinde  Jesus Leben zu bezeugen, davon zu berichten, dass Gott uns anders gedacht hat, als die, die mit ihrem Krieg, mit ihrem Terror, mit ihrer Angst die Nachrichten beherrschen. Erzählen wir davon, dass Bethlehem der Plan Gottes für uns Menschen ist und dass er dort gleich selbst damit angefangen hat, ihn umzusetzen und vorzuleben. Amen.