Jona

Gedanken zur Sonntagslesung

Datum:
So. 24. Jan. 2021
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Das Wort des HERRN erging zum zweiten Mal an Jona:

2 Mach dich auf den Weg und geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr all das zu, was ich dir sagen werde!

3 Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der HERR es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren.

4 Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!

5 Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an.

6 Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche.

7 Er ließ in Ninive ausrufen: Befehl des Königs und seiner Großen: Alle Menschen und Tiere, Rinder, Schafe und Ziegen, sollen nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken.

8 Sie sollen sich in Bußgewänder hüllen, Menschen und Tiere. Sie sollen mit aller Kraft zu Gott rufen und jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von der Gewalt, die an seinen Händen klebt.

9 Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut Gott und er lässt ab von seinem glühenden Zorn, sodass wir nicht zugrunde gehen.

10 Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht.

 

Also noch einmal von vorne. Es ist der zweite Anlauf den Gott mit seinem Propheten Jona nimmt. Gott wiederholt seinen Auftrag an Jona mit exakt denselben Worten, die er schon gewählt hatte, bevor Jona aufs Schiff geflohen war, bevor er im Walfisch landete, bevor dieser ihn nach drei Tagen an die Küste spie. Noch einmal: „Das Wort des HERRN erging zum zweiten Mal an Jona:  Mach dich auf den Weg und geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr all das zu, was ich dir sagen werde

Aber da geht einer, der keine Veränderung will. Er ruft zwar Ninive den Untergang zurufen. Drei Tag lang. Aber dann wird er sich ärgern, dass Gott sich beeindrucken lässt. Vom König von Ninive. Von den Einwohnern von Ninive. Von Tieren in Ninive. Die, die zuvor schlimmer als Sodom und Gomorrah in den Augen Gottes waren, die bewegen Gott jetzt seine Pläne mit Ninive zu verändern. Jona will keinen Gott, der beweglich ist. Jona will keinen Gott, der sich nicht an die eigenen Gesetze hält. Jona will einen berechenbaren Gott.

An der Grenze zwischen Altem und Neuen Testament begegnet uns noch so ein Jona. Auch der Vater von Johannes dem Täufer hat sich ein Bild von Gott gemacht. Er dient treu als Priester im Tempel Gott, aber rechnet nicht mehr mit Gott. Er rechnet nicht mehr damit, dass Gott seine Gebet erhört. Zacharias hat sich damit abgefunden, dass Gott genauso unfruchtbar wie er und seine Frau Elisabeth ist. Das hat einmal weh getan, Elisabeth vielleicht mehr als Zacharias, aber er hat sich eingerichtet mit einem Gott, der unbeweglich ist.

So wie Jona sich nicht freuen kann, dass Ninive Gott beeindruck und sie Gott von seinem Plan abbringen können, so kann Zacharias sich nicht freuen, dass er und Elisabeth nun doch ein Kind zeugen werden, dass Gott sich doch hat beeindrucken lassen von ihrer Not.

Am Tag nachdem Joe Biden als Präsident der Vereinigten Saaten von Amerika vereidigt worden ist, habe ich mir dazu die Presseschau im Radio angehört. Die Kommentare der großen Zeitungen zu Joe Biden und seiner nun angebrochenen Präsidentschaft. Da war kaum einer der Kommentatoren, der nicht ein großes Aber in seinen Kommentar hineingeschrieben hätte. Sein Vorgänger, sein Alter, die Spaltung, und, und, und. Jedes Aber mag vernünftig und begründet sein und legt doch zugleich Zeugnis davon ab, dass der oder die, die den Kommentar geschrieben hat, den Glauben verloren hat, dass tatsächlich ein Mensch so etwas wie einen Neuanfang, eine Kehrtwende, eine neue, helle Zeit hervorbringen kann.

Als in unglaublich schneller Zeit Forscher ihr Wissen und ihr Können, Regierungen und Unternehmer ihr Kapital zusammengelegt haben und Impfstoffe gegen das Corona Virus entwickelt haben, als Behörden und Unternehmen in wieder atemberaubender Zeit die ersten Impfdosen genehmigt und produziert haben, verging kein Tag, an dem nicht alles klein und schlecht geredet wurde an dem, was diese Menschen bewegt haben, verändert haben.

Gott aber gibt nicht auf. Bei Jona hat der Walfisch nicht genügt und so legt Gott ihn unter einen Ginsterstrauch um Jona noch einmal geduldig zu erklären, dass mit Gottes Herz zu rechnen ist. Dem Zacharias verordnet Gott ein neunmonatiges Schweigen. Er will diesen beiden Menschen beibringen, dass aufgeben und resignieren, dass der Fatalismus keine Eigenschaft Gottes ist.

An Weihnachten ging Gott noch einen Schritt weiter. Er wird selber Mensch. Er probiert aus, ob es möglich ist als Mensch etwas zu bewegen, zu verändern. Ob es möglich ist dem Glauben an Gott und dem Guten im Menschen zu trauen.

Die einen sagen, der Weihnachtsversuch ist spätestens am Kreuz gescheitert. Die anderen sagen: ich lasse mich taufen, ich will den Überraschungsversuchen Gottes eine Chance zu geben, gegen alle Gewohnheit, gegen alle Vernunft, gegen alle Einwände. Ich traue Gott und mir zu, dass wir dem Leben eine Chance geben.