Liebesschule

Vorbereitung auf das Martinsfest

Datum:
So. 29. Okt. 2017
Von:
Ronald Givens

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot.

Was unseren Ohren so vertraut ist, und auf den ersten Blick hin klar erscheint, dass wird je länger ich diesen Satz in den Gedanken hin- und herbedenke, mir ganz schwierig.

Wie soll ich den lieben, auf den alles zutrifft und zugleich nichts? Je älter ich werde, umso fragwürdiger wird mir Gott, und zugleich, wird er mir umso wichtiger.

Fragwürdiger, weil es so viele Situationen gibt, da bin ich darüber fassungslos, was einem Menschen zugemutet wird, was ein Mensch erleiden muss. Es ist mir unerklärlich, dass der Gott zusieht, schweigt und zulässt.

Ich kenne gut all die frommen Verteidiger Gottes, die immer einen Satz, ein Argument, ein Schriftwort finden, warum Gott nicht zusähe, warum er nicht schweige, warum er nicht schuld ist. Wenn Gott diese Verteidiger nötig hätte, dann könnte ich ihn erst recht nicht lieben.

Gott lieben, auf der Intensivstation, am Grab eines zu jungen Menschen, beim Schauen der oft fruchtbaren Bilder in der Tagesschau, das kann ich nicht.

Gott wird mir zugleich immer wichtiger, weil ich nur ihn habe in diesen Situationen. Weil ich dankbar bin, dass ich in meinem Schmerz, in meiner Hilflosigkeit, in meiner Traurigkeit tief in meinem Herzen spüre, dass muss er nun gut machen, heilen, auffangen, beantworten. Ich kann das nicht. Wie auch?

Und ich staune, dass er trotz meiner Liebesunfähigkeit ihm gegenüber, mit mir etwas zu tun haben will. Ich wundere mich, dass Gott immer und immer wieder mich anlockt, mich berührt. In einem Wort der Schrift, in einem Lied, in einem Bild, in der Liturgie.

Ich kann Gott nicht lieben. Gott lieben, das ist mir zu abstrakt, zu unfassbar.

Aber ich will ihm treu sein. Ich hoffe, dass diese Treue einmal als Liebe anerkannt wird.

Ich weiß nicht, ob der Heilige Martin von sich sagen konnte: ich liebe Gott mit ganzen Herzen, mit ganzer Seele und mit all meinen Gedanken.

Aber, er hat nach seiner Taufe, und später als Bischof noch mehr, eine Liebesschule gegründet. Er hat sich einen Ort geschaffen, wo er mit anderen gemeinsam gebetet, geschwiegen, gefastet hat. Einen Ort, um das zu spüren was die beiden Emmausjünger zueinander gesagt hatten: brannte uns nicht das Herz?

Ich gehe jetzt gleich in meine Liebesschule: zum Sonntagsgottesdienst. Gemeinsam mit meinen Schwestern und Brüdern feiere ich Gottesdienst. Ich weiß nicht, ob die anderen sagen können: ich liebe Gott?

Aber gemeinsam ist uns die Sehnsucht, dass unser Herz zu brennen beginnt, wenn wir miteinander Gottes Dienst feiern.

 

Herzliche Einladung zum Einkehrtag am Martinstag am 11. November 2017 im PJH, ab 11.00 Uhr. Anmeldung bitte im Pfarrbüro.