Ministrantenfreizeit

Garmisch 3

Datum:
Fr. 28. Okt. 2022
Von:
Ronald Givens

Selten hat eine Dusche so gut getan. Aber der Reihe nach. Rosa und golden haben die Spitzen des Zugspitzgebirges der Jugendherberge gegenüber geleuchtet, als wir nach dem Frühstück zu unserer Bergtour aufgebrochen sind. Hinter der Jugendherberge ging es dem Bach entlang hinauf ins Gebirge. Eine Schulklasse aus Stuttgart, die ebenfalls mit uns in der Herberge ist, stapfte das erste Stück noch mit uns, bis zur ersten Weggabelung. Auf gut 900 Meter durchquerten wir eine kleine Alm, auf der die taunassen Wiesen in der Morgensonne zu dampfen angefangen haben. Über uns ein blauklarer Himmel, steil vor uns verlockend ein silbernes Gipfelkreuz, gegenüber die Kramerspitze und dahinter die Zugspitze, alles bei klarem Wetter. Unter uns, wie die Häuschen einer Modelleisenbahn Garmisch-Partenkirchen mit St. Martin, wo wir gestern die Eucharistie miteinander gefeiert haben.

Dann ging es direkt in den Wald und steil bergan. Unter uns rauschte und toste der Gebirgsbach, der die Schlucht ausgeschnitten hatte, durch die wir hinaufstapften. Eine nach dem anderen. Links ging es steil und tief hinab, die weißen Kalksteine waren rutschig und der Wald wie ein Zauberwald verwunschen und schön. Vorbei an großen Ameisenhügeln, über kleine Wasserbäche und Rinnsale immer sehr steil bergauf. Mal ging es über umgestürzte Bäume, mal ging es unter ihnen auf allen Vieren hindurch.

Die Schuhe von Ylvi voller Matsch, die Hose von Raphael dreckbraun, die Haare von Stefania und Marianna in heller Auflösung, aber alle voller Lachen und Erzählen, obwohl es hinaufging. Joshua versank mit seinen Stiefeln im Hochmoor und Raphael Blaeß spuckte entsetzt das Kräuterblatt wieder aus, das er gerade kaute, nachdem wir nicht mehr sicher waren, ob wir wirklich eine Pfefferminze gefunden hatten. Sophia begleitete geduldig Emelie den Berg hinauf, während Karolin und Sarita, gemeinsam mit Luisa und Benjamin ganz vorne mitmaschierten.

Auf 1500 Metern begrüßte uns ein Dackel mit Warnweste, dem wir dann doch nicht ganz geheuer waren und er lieber auf dem Weg umkehrte und davonlief, immer wieder sich umdrehend, nicht sicher ob wir ihm folgten. Später stellte sich heraus, dass er zu einer Treibjagd gehörte, die gerade zu Ende ging und nur noch die Warnschilder daran erinnerten, was kurz davor hier oben los war.

Kurz vor der Enningalm ging es noch einmal ganz steil hinauf, bevor wir auf die sommerwarmen Almwiesen aus dem Wald hinausgetreten sind, und die Wärme und Weite genossen haben.

Mittagessen gemütlich an die warmen Holzbretter der Hütte lehnend oder ausgestreckt dösend auf den aufgewärmten Steinen, der Sonnenterrasse. Matteo, Benedikt und Marius haben geschlafen. Joshua und Joshua haben das kleine Moor erkundet. Ylvi und Carolin haben für alle die Getränkeflaschen am Brunnen aufgefüllt, Luisa und Emma Süßigkeiten geteilt und alle irgendwie die Sonne, die Berge, die Alm und dass wir es miteinander geschafft haben, genossen.

Der Abstieg war anstrengender. Der Schotter des breiten Waldweges hat mehrere zu Fall gebracht, glücklicherweise ohne Verletzungen, und ging bei allen, außer bei Emma, in die Beine. Es war eine Wohltat als Matteo und Benedikt vorschlugen doch wieder die kleinen und steileren Waldwege hinabzusteigen, als auf dem breiten Wirtschaftsweg zu bleiben. Letztlich war es gut, dass wir den steileren und kürzeren Weg genommen haben, nicht nur weil es viel lustiger und abwechslungsreicher war, sondern weil wir so auch noch rechtzeitig zum Abendessen in der Jugendherberge waren. Vor dem Abendessen noch sechshundert Liegestützen, dann waren wir bereit. Wie immer im Speisesaal ein Höllenlärm, bis alle ihre Teller gefüllt hatten und es nach und nach still wurde.

Chilli con Carne, literweise Pfirsicheistee und Berge von gefüllten Krapfen. Luisa und Matteo haben Schüsseln von Krapfen vom Buffet geholt, die, kaum auf dem Tisch, ruckzuck weg waren.

Und dann, endlich, die Dusche. Nachdem die Jungs noch gestritten haben, wer wie lange duschen darf, haben die Mädchen längst ihre Sachen gepackt und noch ein paar andere Duschen im Haus für sich genutzt, um mit dem Wasser auch die Anstrengung der Tour abzuspülen. Gut zweiundzwanzig Kilometer und rund achthundert Höhenmeter später eine Wohltat.