Muschelsammeln

Impuls zum Evangelium

Datum:
So. 21. Okt. 2018
Von:
Ronald Givens

Sie sind eigentlich wertlos. Muschelschalen. Vielleicht schüttelt der ein oder die andere den Kopf darüber, wie man seine Zeit damit verbringen kann, sie aufzusammeln. In der Woche mit den Kindern und Jugendlichen am Nordseestrand haben wir viele Muscheln gesammelt.

Daran muss ich denken, als ich im heutigen Evangelium von Jesus lese: „die Plätze zu meiner Rechten und meiner Linken habe nicht ich zu vergeben.“ In den Augen der beiden Jünger, die um diese Plätze im Himmel gebeten haben, ist Jesus damit eigentlich wertlos. Er hat nicht das zu bieten was sie sich erhofft haben. So ähnlich wie die Muschelschalen am Strand. Hübsch, aber wertlos.

Mit den beiden Fragestellern ist es nicht besser bestellt. Viel haben sie von der Haltung Jesu ja nicht verstanden. „der Menschensohn ist gekommen um zu dienen“. Eigentlich erweisen sie sich, mit ihrer Frage um die besten Plätze im Himmel, als wertlos für die Mission Jesu.

Aber er schickt sie nicht weg. Sie fallen nicht durch. Jesus muss etwas in den beiden entdeckt haben, das ihm wertvoll genug erscheint sie bei sich zu behalten.

Jesus hat keine Plätze im Himmel zu vergeben. Das ist allein Sache des Vaters. Aber Jesus nimmt immer wieder den Platz neben Menschen ein, die scheinbar wertlos sind. Neben Leprakranken, Aussätzigen, Armen, Sündern, Zöllnern, Kindern. Er berührt sie. Er isst mit ihnen. Er bittet den Himmel um Heilung. Er vergibt im Namen des Vaters.

Dadurch verändert er diese Menschen. Indem er, der eigentlich nichts zu bieten hat, neben ihnen Platz nimmt. Sich hinter sie stellt, sie bei der Hand nimmt. Auch die beiden Jünger werden sich verändern, weil Jesus sie nach ihrer Frage nicht wegschickt, sondern zu ihnen steht.

Es ist wie mit den Muschelschalen. Sie sind wertlos, bis jemand sie aufhebt und sie schön findet. So ist es auch mit den Menschen: erst wenn jemand zu uns steht, sich neben uns setzt, hinter uns steht, uns anrührt, können wir er erahnen wie schön wir sind, wie wertvoll. Das gilt umso mehr, wenn wir nichts zu bieten haben.