Nachlese Pilgerreise

Ägypten 2018, 3

Datum:
Di. 17. Juli 2018
Von:
Ronald Givens

Es gibt Sätze, die kennt jeder, und auch wenn sie schon tausende Male wiederholt worden sind, bleiben sie doch wahr. Einen dieser Sätze spricht der Fuchs zum kleinen Prinzen im gleichnamigen Buch. Es geht um Freundschaft, und da sagt der Fuchs: „man sieht nur mit dem Herzen gut“.

In der Liturgie der orientalischen Kirchen wird dieser Satz umgesetzt. Wir sind es gewohnt bei der Eucharistiefeier auf den Altar schauen zu können. Gerade bei der Umgestaltung der Apostelkirche war und ist dies ein Thema, ob der Altar erhöht stehen muss, damit alle genau sehen können, was am Altar und auf dem Altar geschieht. Nur, das Wesentliche, das auf dem Altar geschieht, kann man nicht mit den Augen sehen: die Wandlung. Die Wandlung von Brot und Wein, in Leib und Blut Christi, kann nur mit dem Herzen gesehen und geglaubt werden.

Darum gibt es vor dem Altar in den orientalischen Kirchen eine Ikonostase, oder wie auf dem Bild aus Ägypten, eine kunstvoll verzierte Holzwand, die wie ein Lettner, das Schauen auf den Altar verunmöglicht. Damit soll allen gesagt werden: das Wesentliche kann nur mit dem Herzen geschaut werden.

Jedoch gibt es  in der Altarwand ein Fenster: Als der Hl. Stephanus gesteinigt wurde, und am Sterben war, da schaute er zum Himmel hinauf und rief: „Ich sehe den Himmel offen und Jesus zur rechten der Majestät Gottes.“ Das Fenster in der Ikonostase wird daher als Stephanusfenster bezeichnet. Es erinnert an seine Blick in den Himmel, an seinen Glauben und dass Gott ihm in seiner Not diesen Ausblick geschenkt hat.

Wenn man so will: das Stephanusfenster ist ein Barmherzigkeitsfenster. Bei der Eucharistiefeier wird es geöffnet und die Gläubigen können so einen kleinen Teil des Altarraumes sehen. Für die Augen. Als Trost. Ein Teil vom Ganzen schon jetzt als Ausblick auf die Fülle. Das offene Stephanusfenster für die Zeiten, in denen die Augen des Herzens sich schwer tun oder müde sind. Dann soll dieser Fenster helfen sich daran zu erinnern, wenn es darauf ankommt, dann wird Gott mir helfen, dass ich wieder an den offenen Himmel glauben kann.