Österliche Umkehrzeit 2018

Betrachtungen zur Karwoche

Datum:
Di. 27. März 2018
Von:
Ronald Givens
Dienstag in der Karwoche

Er ist mir aufgefallen. Wegen seinem Namen. Weil ich nichts über ihn weiß: Simon der Aussätzige.

Er lebte in Bethanien. Dort wo auch andere Freunde von Jesus ihr Zuhause hatten: Maria, Lazarus und Marta. Jesus ist bei Simon zu Gast.

Simon der Aussätzige. Mehr, als dass er Jesus und seine Jünger in sein Haus zum Essen eingeladen hat, wissen wir nicht. Alles andere ist Spekulation. Ob er Pharisäer war. Ob Jesus ihn geheilt hat. Ob er reich oder arm war. Ob er die Frau kannte, die in seinem Haus Jesus mit kostbarem Öl gesalbt hat.

Aber was für ein Name: Simon der Aussätzige. Noch als Geheilter, als einer, der wieder nach Bethanien zurück darf. Der wieder andere zum Essen einladen darf. Noch jetzt haftet an seinem Namen die Zeit, in der er krank war. Ausgeschlossen aus Bethanien. Unberührbar. Eine Gefahr für die Gesunden.

Simon der Aussätzige. Alles andere was dieser Simon gemacht, gedacht, geleistet, geliebt, bewirkt, vollbracht hat, ist nichts gegenüber: der Aussätzige.

In seinem Haus ist der Raum für eine Offenbarung. Aus Jesus wird Christus. Eine Frau salbt im Haus von Simon dem Aussätzigen Jesus. Erst jetzt, zwei Tage vor seinem Tod ist er der Gesalbte des Herrn, der Messias, der Christus.

Ist das keinem der Jünger, der Schriftgelehrten, der Pharisäer aufgefallen? Jesus ist nicht gesalbt. Ein ungesalbter Christus. Ein ungesalbter Messias.

Gott lässt zu, dass eine Frau seinen Sohn zum Christus salbt. Jesus lässt zu, dass der Salbungsort das Haus eines Aussätzigen ist. Nicht die Königsstadt Jerusalem. Nicht der Tempel.

Dazu das Bild: Nicht ein wenig Öl auf die Stirn. Vornehm aufgetragen wie bei einer Weihe, bei einer Königskrönung. Damit ja die kostbaren Gewänder nicht verschmutzen. Sondern das ganze Ölfläschchen wird über Jesus von der Frau ausgegossen. Jesus als begossener Pudel. Haare, Kleidung, Gesicht, alles triefend.

 

Nicht Jerusalem. Nicht der Tempel. Nicht der Königspalst. Keine Priester im Ornat. Keine reservierten Plätze. Kein prunkvoller Raum. Kein Hoherpriester.

Simon der Aussätzige. Sein Haus. Eine Frau. Ein zerbrochenes Ölgefäß. Was für ein Hochamt.

 

Markus setzt in seiner Passion starke Bilder.

Bilder, die Kategorien in Frage stellen. Wer würdig ist und wer nicht. Was zulässig und was nicht. Wer Vollmacht hat und wer nicht. Wie Jesus gesehen werden möchte und wie nicht.

 

Gott.

Ich erschrecke.

Vor der Heiligen Schrift

Vor deinem Wort

Gott.

Ich juble.

Über die Heilige Schrift

Über dein Wort

Herr erbarme dich meiner.