Österliche Umkehrzeit 2018

Betrachtungen zur Karwoche

Datum:
So. 25. März 2018
Von:
Ronald Givens
Palmsonntag

Es ist ein stiller Protest. Jesus sagt kein Wort, während er auf dem Esel nach Jerusalem einreitet. Ein stiller Protest, gegen die Vereinnahmung durch die Jünger.

In Petra in Jordanien, kann man am Eingang zur berühmten Schlucht, die in die antike Hauptstadt der Nabatäer führt, einen Esel mieten, um durch die Schlucht zu reiten. Es sieht grotesk aus, wenn Erwachsene auf einem Esel sitzen, die Beine zu lang, der Hintern im Reiten ungeübt. Wann immer ich das dort beobachtet habe, konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen.

 

Die Jünger sehen das nicht. Sie sind ganz damit beschäftigt, ihr Messiasbild, ihren König, ihren Römerbefreier in Szene zu setzen. Markus macht die Lächerlichkeit deutlich, wenn er in seinem Evangelium schreibt: Mk 11: „Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“ Die Leute vor und hinter Jesus. Sonst niemand. Der Rest wird gelacht haben, sich vorbei gedrängelt haben. Ein Verrückter mehr oder weniger im Gedränge der Festtage. Was soll‘s?

Jesus schweigt dazu. Sitzt still auf dem Esel. Ein erwachsener Mann auf einem jungen Esel, schaukelt den Berg hinauf. Die um ihn herum schreien: ein König. Haben die Jünger nicht gesehen, dass ihre Worte und die Bilder nicht zusammen passen?

Wie oft geht es mir so, dass ich erschrecke, weil ich merke, dass das, was ich tue, und das was ich wirklich denke, nicht zusammen passt. Im eigenen Leben komme ich mir dann vor wie im falschen Film. Das ist ein Erschrecken über mich selbst, meine Unaufrichtigkeit, meine Gespaltenheit.

Oder ich schweige, weil ich nicht die Kraft habe oder den Willen, dem anderen zu erklären, dass ich nicht zustimme. Wie oft habe ich das Gefühl, das ich Projektionsfläche für alles Mögliche bin. Für alles was ich nicht sein will und nicht sein kann.

Oder ich schweige, weil ich zu müde bin den falschen Erwartungen zu widersprechen. Ich ziehe mich dann zurück. Brauche meine Ruhe.

Jesus zieht sich zurück. Mitten am Palmsonntag, beim Einzug nach Jerusalem. Die anderen lärmen, schreien, machen eine Heidenspektakel mit Zweigen und Kleidern. Sie sehen nicht, und hören nicht, wie passiv Jesus ist, welche stillen Bilder er gegen ihre lauten Bilder setzt.

Gott,

was hast Du eine Geduld mit mir.

Ich rede und ich plappere von Dir.

Ich zelebriere dich mit kostbarem Gewand und goldenem Gefäß und Weihrauch.

Du lässt das über dich ergehen.

Du wartest

Du schweigst

Erbarme dich meiner. Amen.