Ostergottesdienste

Erklärung zur Bitte der Regierung

Datum:
Do. 25. März 2021
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Am Ende der Bergpredigt steht im Matthäus-Evangelium der Satz Jesu an seine Jünger: „Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab!“ (Mt 5,42).

Die Bundesregierung hat eine Bitte an die Kirchen gerichtet: Wir sollen über die Kar- und Ostertage auf die Präsenzgottesdienste verzichten. Es ist eine Bitte, formuliert in großen Respekt gegenüber dem hohen Gut der freien Religionsausübung.

Der Vorstand der Katholischen Kirche in Viernheim hat gemeinsam mit dem Küsterteam über diese Bitte lange beraten.

Wir haben seit über einem Jahr ein funktionierendes Hygienekonzept für unsere Gottesdienste, das über die Vorgaben der Landesregierung und des Bistums hinausgeht. Wir haben es immer wieder angepasst und verändert, wenn es neue Erkenntnisse oder Bestimmungen gab. Wir sind überzeugt, dass es einen guten Schutz für unsere Gottesdienstfeiernden darstellt - Sicherheit vor der Ansteckungsgefahr bietet. 

Auch Künstler und die Gastronomie, Theater und Museen, Sportvereine und viele andere haben überzeugende Hygienekonzepte. Sie dürfen ihre Räume dennoch nicht öffnen, müssen sich zum Schutz aller beschränken. Viele geben seit über einem Jahr ihr persönliches Hab und Gut, um zu überleben. Andere haben kein Einkommen mehr, sind darauf angewiesen, den Staat, ihre Familie, ihre Freunde um Hilfe zu bitten.

Kinder und Jugendliche erleben seit einem Jahr eine Kindheit und Jugend, die nicht nur von sehr eingeschränkten Bildungsmöglichkeiten geprägt ist, sondern auch von einem Defizit an sozialem Kontakt, der so wichtig für die Entwicklung einer Persönlichkeit ist.

Die Bitte der politisch Verantwortlichen zielt auch darauf ab, dass alle verstehen, dass die dritte Welle der Pandemie nur gebremst werden kann, wenn es weniger Kontakte gibt. Es braucht das Bewusstsein, dass jeder von uns mithelfen kann und sollte, Kontakte zu reduzieren.

Die Feiern rund um das Osterfest sind für uns als Kirche das Kostbarste, das wir haben: der Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag, die Kreuzverehrung am Karfreitag, die Osternacht mit dem Osterfeuer, der feierliche Ostergottesdienst.

Auf die Bitte der Regierung hin werden wir als Katholische Kirche in Viernheim darauf auch in diesem Jahr verzichten. Wenn andere ihren Lebensunterhalt, ihre Zukunft, ihre Freiheit einsetzen, damit wir als Gemeinschaft durch diese Zeit kommen, dann legen wir das was uns sehr wertvoll ist - unsere Gottesdienste - dazu. Wir wollen mithelfen, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass wir Kontakte reduzieren müssen, dass es eine Osterruhe braucht, dass viele schon seit langem sehr viel geben, damit wir alle durch diese Zeit kommen.

Mir als Pfarrer und allen, die mit mir beraten und beschlossen haben, ist sehr bewusst, wie man zu dieser Entscheidung stehen kann. Wir wissen um die heftigen Reaktionen, die aus Enttäuschung darüber formuliert werden können. An anderen Orten in unserem Dekanat, in unserem Bistum oder der Kirche mag anders entschieden werden.

Wir möchten als Katholische Kirche in Viernheim aus den oben genannten Überlegungen heraus, die Kar- und Ostertage nur digital feiern. Alle Gottesdienste werden vorab aufgezeichnet und sind dann über unsere Homepage (www.katholische-kirche-viernheim.de) oder über unseren YouTube-Kanal „Katholische Kirche Viernheim“ während der Kar- und Osterwoche am jeweiligen Tag abrufbar.

Der Blick auf die Ostererzählungen stärkt uns in unserer Entscheidung, denn Ostern fällt auch in diesem Jahr nicht aus, auch nicht in Viernheim.

In der Bibel erzählt Lukas vom ersten Ostern der Geschichte. Ein merkwürdiges Osterfest war das. Einen ganzen Tag lang sind die Jünger mit Jesus zusammen gewesen. Sie haben mit ihm geredet, sind mit ihm gewandert, haben ihn zum Abendessen eingeladen, aber keiner hat gemerkt, dass Ostern ist.

Ostern war da, Jesus war da, aber sie hatten es sich anders vorgestellt. Erst als die Sonne schon untergegangen ist, Ostern fast schon wieder vorbei ist, fassen sie sich an die Brust und sagen: Den ganzen Tag lang hat unser Herz gebrannt, aber wir haben nicht verstanden, was unser Herz will. Lukas sagt dazu: Sie waren wie mit Blindheit geschlagen.

Ostern wird schon wieder ganz anders. Ich bin überzeugt, dass Jesus auch an diesem merkwürdigen Ostern 2021 da ist, so wie bei seinem ersten Ostern. Ich wünsche uns, dass wir am Abend des Ostermontags sagen können: Ich glaube, mein Herz hat gebrannt.

Suchen Sie sich aus all dem, was wir für Sie zu Ostern vorbereitet haben etwas aus, das Ihnen hilft, an diesem Ostern zu glauben: Der Herr ist da, anders als ich mir das vorgesellt habe, aber er ist da.

Ihr Pfarrer Dr. Ronald Ashley Givens gemeinsam mit dem Vorstand der Pfarreien