Ostern

Datum:
So. 17. Apr. 2022
Von:
Pfarrer Ronald Givens

Ein Kornfeld mit roten Klatschmohntupfern zwischen den reifenden Ähren. Darüber das milde Licht der aufgehenden Sonne. Auch wenn zum Osterfest die Felder noch nicht so weit sind, ist es ein Osterbild für das Jahr 2022. Wir können das Fest der Auferstehung gar nicht anders feiern als mit einem Herzen voller Nachrichten und Bilder, die so sehr das Leben in Frage stellen, dass sie auch am Glauben und am Vertrauen in Gott rütteln.

Die Kornfelder der Ukraine waren und sind das tägliche Brot für Millionen von Menschen am Nil, im Libanon, in Afrika, im Nahen Osten. Am Gründonnerstag hat Jesus sich mit einem Bissen Brot so leibhaft verbunden, dass uns der Hunger der Millionen im Nahen Osten und in Afrika nach Brot in jeder Kommunion in die Hand gelegt wird.

In Großbritannien sind die roten Blüten des Klatschmohns ein Erinnerungszeichen an die Kriegstoten. Am Karfreitag ist die Farbe der Gewänder im Gottesdienst blutrot. Erinnerungszeichen dafür, dass immer noch viel zu viel Blut vergossen wird, dass Menschen einander immer noch Karfreitag zufügen. Der Blick zum Kreuz lenkt die Blickrichtung zu den Opfern.

Jesus hat sich und seinen Lebensweg mit einem Weizenkorn verglichen. Es muss in die Erde gelegt werden, es muss sterbend aufbrechen. So bringt es Leben, wird zum Brot. Die beiden Jünger in der Herberge von Emmaus erkennen den Auferstandenen am Brotbrechen. Thomas erkennt den Auferstandenen an den Wunden als den am Karfreitag gestorbenen Freund.

So steckt in diesem Kornfeldbild unser Osterfest. Es weitet unseren Blick auf unsere Geschwister, die wie wir Kinder Gottes sind und wie wir das tägliche Brot brauchen. Es zeigt uns die vielen Karfreitage, die sich über die ganze Erde verteilen und nicht übersehen werden dürfen. Es schenkt uns die Hoffnung, dass das aufgebrochene Leben stärker ist als der Tod. Dieses Korn und der Klatschmohn weisen hin auf den, der sich vor seinem Leiden und vor seiner Todesangst leibhaftig an ein Stück Brot gebunden hat. Dieses Kornfeld erzählt von Jesus Christus, dem Gott so sehr treu war, dass nicht die Nacht des Karfreitags, sondern das Licht des Ostermorgens erzählt, wer er wirklich ist.

Ich wünsche Ihnen, gemeinsam mit allen, die zu unserer Kirche gehören und in ihr einen Dienst übernommen haben, ein gesegnetes Osterfest.

Ihr

Pfarrer Dr. Ronald Ashley Givens